Für mehr Straßenmusik: Die BUSKING DAYS Mannheim sind da!

Projektmanager Julian Laun erzählt über die neue Impulsveranstaltung in der Mannheimer Innenstadt

Am kommenden Samstag, den 22.06.2024 gehen die Busking Days Mannheim in die erste Runde. An insgesamt vier Samstagen über die Sommermonate dürfen sich die Besucher*innen der Innenstadt über Straßenmusik-Performances von jeweils drei professionellen Live-Acts freuen. Über die Busking Days sollen Impulse für mehr Straßenmusik in der UNESCO City of Music Mannheim gesetzt werden - auch außerhalb von Veranstaltungsformaten.

Wir haben Projektmanager Julian Laun gefragt, warum Straßenmusik so wichtig ist, was genau es mit den Busking Days Mannheim auf sich hat und was überhaupt "Placemaking" bedeutet.

Julian, wer bist du und was machst du genau bei NEXT MANNHEIM?

Julian: Als Kulturanthropologe, Stadtgeograph und Skateboarder hat mich das Themengebiet des öffentlichen Raums sowie dessen Gestaltung und die darin (nicht) vorhandenen Nutzungsmöglichkeiten sowohl in meinem akademischen Werdegang als auch in meiner Freizeit schon seit Jahren fasziniert und angetrieben. Umso mehr freue ich mich, dass ich seit Ende des letzten Jahres für das Projektmanagement Creative Placemaking bei NEXT MANNHEIM zuständig bin. Der zugegebener Maßen etwas sperrige Begriff lässt sich nicht stimmig ins Deutsche übersetzen und braucht für diejenigen, die nicht damit vertraut sind, eine kurze Erläuterung: Creative Placemaking kann als kollaborativer Prozess verstanden werden, der darauf abzielt, öffentliche Räume unter dem Einsatz von Kunst, Kultur und Kreativität gemeinschaftlich zu gestalten, im Sinne des Gemeinwohls zu erschließen und so neue und inklusive Begegnungs- und Interaktionsorte zu erschaffen. Es geht im weitesten Sinne darum, Orte zu schaffen, die sich an den Bedürfnissen der späteren Nutzer*innen eben dieser Orte ausrichten. Ich persönlich würde deshalb sogar soweit gehen, dass ich in Placemaking den Schlüssel zu einer inklusiveren und gemeinwohlorientierten Gestaltung von konsumfreien Orten im Stadtraum sehe -  und damit auch zu einer inklusiveren Gesellschaft.

Placemaking-Projekte sind für mich ein Schlüssel zu einer inklusiveren Gesellschaft.
Julian Laun (NEXT MANNHEIM)

Beispiele für erfolgreiche, langfristige placemaking-Projekte sind etwa der ALTER  in Mannheim oder das Projekt BELLA PARK vom Verein gegen Müdigkeit in Heidelberg. Da Placemaking ohne die Einbeziehung von lokalen Communities und deren aktive Mitwirkung nicht funktioniert, liegt mein Aufgabenbereich in der Abteilung Kulturelle Stadtentwicklung und Kultur- und Kreativwirtschaft von NEXT MANNHEIM neben der Durchführung von eigenen Projekten auch in der Netzwerk-Arbeit. Im Kleineren beschäftige ich mich damit, wie durch punktuelle urbane Interventionen die Aufenthaltsqualität in ausgewählten öffentlichen Räumen gesteigert werden kann. Es geht darum, über Impulse aufzuzeigen, wie unsere Stadt und ihre Räume abseits vom auf Konsum ausgerichteten Einzelhandel noch sein können. Straßenmusik bietet hierfür einen enorm niedrigschwelligen und nahezu an jeder Ecke der Stadt umsetzbaren Ansatz.

Julian ist bei NEXT MANNHEIM für das Projektmanagement Creative Placemaking zuständig
Julian ist bei NEXT MANNHEIM für das Projektmanagement Creative Placemaking zuständig

Was hat es mit den Busking Days auf sich, bzw. was ist die Idee dahinter?

Julian: Leider muss man bei einem Spaziergang durch die Mannheimer Innenstadt immer wieder feststellen, dass man hier nur sehr selten auf Straßenmusiker*innen trifft. Im Vergleich zu anderen Städten in Deutschland findet Straßenmusik in der UNESCO City of Music Mannheim so gut wie nicht statt. Wir sind der Meinung, dass das auch an den zu großen Hürden liegt, die Musiker*innen im Rahmen der Straßenmusikverordnung auferlegt werden. Unter anderem müssen sich Straßenmusiker*innen zuerst anmelden und eine Gebühr von 17,40 € bezahlen, um überhaupt Musik machen zu dürfen. Auch darf keine elektronische Unterstützung der Musik erfolgen (unabhängig von der Lautstärke), was manche Instrumente und Musiker*innen schlichtweg ausschließt. Seit nunmehr über zwei Jahren setzen wir uns dafür ein, dass diese Verordnung geändert wird: Die Anmeldung inklusive Gebühr soll wegfallen und die elektronische Verstärkung von Gesang bzw. Instrumenten erlaubt werden, die Lautstärke darf dabei jedoch nicht die eines lauten akustischen Instruments überschreiten. Bis jetzt leider ohne Erfolg. Auch die durchweg positiven Erfahrungen und Rückmeldungen im Rahmen unseres Straßenmusikfestivals 2022 (Bilder s. unten) konnten daran nichts ändern. Allerdings sind wir sehr optimistisch, dass die Verordnung ab dem nächsten Jahr entsprechend unserer Vorlage geändert wird.  

Um die Zeit bis dahin zu Überbrücken ist in Zusammenarbeit mit dem Kulturamt und dem FutuRaum -Projektteam die Idee für die Busking Days entstanden. Unser Ziel ist es dabei nicht, wieder ein großes Straßenmusik-Event zu inszenieren, vielmehr möchten wir mit den vier Impulsveranstaltungen über den Sommer das Thema Straßenmusik kontinuierlich ins Blickfeld rücken. Es soll aufgezeigt werden, wie sich die Aufenthaltsqualität durch Musik erhöhen und die Wahrnehmung des Stadtraums positiv verändert werden kann. Wir erhoffen uns dadurch zudem, weitere Musiker*innen dazu zu ermutigen, auch außerhalb von den durchgeführten Veranstaltungen die Innenstadt mit Straßenmusik zu bespielen und zu beleben. Inhaltlich und organisatorisch umgesetzt werden die Busking Days vom Team der Abteilung Kulturelle Stadtentwicklung und Kultur- & Kreativwirtschaft von NEXT MANNHEIM.

Warum ist Straßenmusik/Kunst in deinen Augen wichtig?

Julian: Vor allem in den von Konsum und Verwertung geprägten innerstädtischen Zentren und 1A-Lagen, in welchen die Aktivitäten durch die Ausrichtung auf den Einzelhandel stark vorgegeben und reglementiert sind, eröffnet Straßenmusik- bzw. Straßenkunst immer wieder Räume der Spontanität, des Unerwarteten, des Unvorhersehbaren und der Begegnung. Abseits des Konsums kommen hier immer wieder unterschiedliche Menschen zusammen, werden für einen flüchtigen Moment Teil eines Spektakels und im besten Fall Teil einer Interaktion, die es sonst nicht gegeben hätte. Da Künstler*innen und Zuschauer*innen nicht durch eine Bühnensituation voneinander getrennt sind, stellt die Straßenkunst eine ganz besondere Form der Interaktion zwischen diesen beiden, ansonsten klar voneinander getrennten, Entitäten dar und lässt die Grenze dazwischen verschwimmen. Ich denke, dass ist der besondere Reiz an Straßenmusik. Doch auch für die Künstler*innen selbst bietet sich in diesem Format ein einzigartiger Experimentierraum: Ohne großen Erwartungsdruck können neue Stücke ausprobiert werden, immer wieder beeinflusst von der Spontanität der sich wandelnden Zuschauer*innen.

Straßenkunst eröffnet immer wieder Räume der Spontanität, des Unerwarteten, des Unvorhersehbaren und der Begegnung.
Julian Laun (NEXT MANNHEIM)

Was haben Mannheimer*innen von den Busking Days zu erwarten und wieviele Bands werden an welchen Standorten spielen?

An vier Samstagen (22.06. / 27.07. / 07.09. / 28.09.) werden jeweils drei Orte in der Mannheimer Innenstadt zu Spielorten für Straßenmusik. Jeder Spielort wird von eine*r professionellen Musiker *in/ Band aus Mannheim und Umgebung bespielt. Die Spielzeit beläuft sich auf 1 h, danach werden die Spielorte gewechselt (30min Pause / Wechselzeit), sodass jeder Live-Act an jedem Ort gespielt hat. Von 15:00-19:30 wird es also an drei verschiedenen Ecken in der Stadt eine tolle musikalische Untermalung des Sommertages geben. Ausgewählt werden die Musiker*innen über einen Open-Call, auf welchen wir bis jetzt knapp 50 Einsendungen erhalten haben (für die restlichen drei Termine kann man sich noch bis zum 13.06.2024 bewerben). Auch das darin enthaltene Feedback der Bewerber*innen hat gezeigt, wie sehr sich die Musiker*innen über die Möglichkeit freuen, in Mannheim abseits der behördlichen Barrieren Straßenmusik zu machen. Das für Straßenmusik typische „Hutauslegen“ darf auch bei den Busking Days nicht fehlen – entsteht so doch auch eine flüchtige Interaktion zwischen Künstler*innen und Publikum. Als Ausdruck der Wertschätzung dürfen die Zuschauer*innen also gerne eine Spende in den Hut / Gitarrenkoffer o.Ä. werfen.

Die große Zahl der Bewerbungen ermöglicht es uns, ein vielfältiges und diverses Programm auf die Beine zu stellen und hoffentlich sämtliche Facetten der Straßenmusik zu zeigen!

Die genauen Spielorte und mehr zu den Musiker*innen findet Ihr unter dem Link zur Veranstaltung. 

FutuRaum wird aus Mitteln des Förderprogramms „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“ des Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) finanziert. Das Teilprojekt ‚Straßenmusikimpuls‘ wird durch NEXT Mannheim kuratiert und durchgeführt.
FutuRaum wird aus Mitteln des Förderprogramms „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“ des Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) finanziert. Das Teilprojekt ‚Straßenmusikimpuls‘ wird durch NEXT Mannheim kuratiert und durchgeführt.

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