Deine kommende Ausstellung ist die größte, die Du je gemacht hast. Wie ist das mit Paris zustande gekommen?
Luigi: "Ich hatte letztes Jahr im Januar die Ausstellung unter der Schirmherrschaft von Heiko Maas auf dem Gelände der Vereinten Nationen in Genf. Das haben Vertreter der UNESCO natürlich auch mitbekommen - Deutschland, Österreich und der World Jewish Congress haben sich daraufhin zusammengetan und mich gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, meine Bilder auch in Paris zu zeigen. Ich freue mich unheimlich darüber. Ich werde am Zaun des UNESCO-Hauptquartiers so viele Bilder zeigen wie noch nie zuvor. Insgesamt habe ich 400 Überlebende besuchen und fotografieren dürfen, 200 davon zeige ich jetzt in Paris, in Washington waren es zum Vergleich nur 120 – aber das hatte auch logistische Gründe. Die Bilder werden teilweise im Innenbereich, aber eben größtenteils auf dem Außengelände am Zaun im öffentlichen Raum gezeigt. Das bedeutet, dass die Bürger von Paris sich die Ausstellung, mit Abstand, auch unter gewissen Corona-Beschränkungen anschauen können.
Lustigerweise ist der Zaun um das Gebäude von dem gleichen Architekten, der auch für den Zaun um das UNO-Hauptquartier in New York verantwortlich war. Da hingen meine Bilder ziemlich genau vor drei Jahren. Das hat die Vorbereitungen leichter gemacht. Ich weiß, welche Kabelbinder ich mit einpacken muss und wie die Portraits wirken werden."
Was hat es mit dir gemacht, diese Bilder zu machen, diese Menschen zu treffen? Was bedeutet Dir dieses Werk?
Luigi: "Jeder weiß, was gerade los ist auf der Welt – nicht nur in Washington, sondern auch hier bei uns in Deutschland. Es gibt junge Menschen, die anfangen sich der Corona-Einschränkungen wegen mit Anne Frank zu vergleichen. Diese Entwicklung macht mich sprachlos, bestätigt mich aber darin, wie wichtig meine Arbeit gerade jetzt ist. Auch aus diesen Gründen fühle ich mich bestärkt und förmlich dazu aufgerufen, das weiterhin zu machen, auch wenn es natürlich oft auch anstrengend ist. Nach all den Jahren und zwanzig Ausstellungen ist es mir nach wie vor eine Riesen-Ehre, diese unfassbar wichtige Botschaft weiterhin unermüdlich in die Welt zu tragen. Jetzt mehr denn je – der weltweit offene Antisemitismus ist alarmierend und schockiert mich. Und dieses Problem ist weiter verbreitet, als wir uns das vorstellen können.
Bei meiner Ausstellung in Wien wurde das offensichtlich, als einige meiner Bilder mutwillig zerstört wurden. Das war entsetzlich, die Reaktion vieler junger Menschen darauf hingegen hoffnungsvoll.
Viele Jugend-Organisationen, unter anderem die Muslimische Jugend aus Österreich, haben eine ganze Woche lang Mahnwachen vor den Bildern gehalten und 24 Stunden lang aufgepasst. Da kam wirklich eine Monster-Bewegung zustande, die weltweit in der Presse Anerkennung gefunden hat – bis hin zu Artikeln in der New York Times."