Socken, Coffee & Know-How

Im Interview: Johannes Kliesch, Mitgründer des Mannheimer E-Commerce-Unternehmens Snocks

In nur fünf Jahren haben Johannes Kliesch und Felix Bauer ihr Mannheimer Socken-Startup Snocks zu einer Top-Marke im deutschen E-Commerce entwickelt. Im Interview erzählt Johannes, warum jetzt auch ihre Beratungsfirma Snocksulting und das Café "Snocks Coffee" boomen.

 

Johannes, als Ihr vor fünf Jahren mit Snocks gestartet seid: Hast Du Dir den heutigen Erfolg vorstellen können?

Als wir 2016 online gegangen sind, war es für uns zwei Studenten absolut crazy, gleich im ersten Monat fünstelligen Umsatz zu haben. Und wir haben uns einfach nur gefragt: Hey, was geht da ab?

Und was genau ging da ab?

Mein Cousin Felix hatte Amazon FBA entdeckt – ein E-Commerce-Geschäftsmodell, bei dem Amazon die Logistik und einen Großteil des Kundenservices übernimmt. Wir haben uns dann krass mit der Thematik auseinandergesetzt, alle möglichen Podcasts gecheckt und nach drei Tagen waren wir uns einig: Das wollen wir machen!  

Das Co-Working-Space ihrer Träume haben sie einfach mal selbst eröffnet: Johannes Kliesch im
Das Co-Working-Space ihrer Träume haben sie einfach mal selbst eröffnet: Johannes Kliesch im "Snocks Coffee" in der Mannheimer Lameystraße.

Wer kam auf die Idee mit den Socken?

Als Student habe ich damals schon sehr gutes Geld verdient mit dem An-und Verkauf von teuren Sneakern. Da habe ich gelernt, dass Leute sehr viel Geld für Schuhe bezahlen, aber Socken offenbar möglichst billig bei Primark, H&M oder Zara kaufen. Beim Feiern hier in Mannheim haben wir überlegt, was wir zusammen auf die Beine stellen können und dann gesagt: Hey, lass' uns geile Socken auf Amazon verkaufen!

Ein Amazon-Shop mit Socken allein erklärt ja noch nicht Euren Erfolg. Was habt Ihr anders gemacht als andere Startups? 

Wie hatten zweifellos auch Glück. Aber unser großer Vorteil war es, dass wir als Banker wussten, wie man ein Unternehmen finanziert. Als wie gegründet haben, arbeiteten wir bei der VR Bank Rhein-Neckar und absolvierten ein duales Studium. Schon damals waren wir so gute Geschäftsleute, dass wir keine Liquiditätsprobleme kannten. Mit 4.000 Euro privatem Geld sind wie gestartet, ganz ohne Investor. Später haben wir dann 50.000 Euro Kredit aufgenommen und sind all-in gegangen.

Ihr seid "Digital Natives" – also in einer digitalen Welt groß geworden. Ist das der entscheidende Vorteil für Gründer*innen Eurer Generation?   

Ja, klar, wir haben schon früh unsere Erfahrungen im Netz gesammelt und viel ausprobiert. Felix hat zuerst Online-Poker gemacht und sich damit eine Weltreise verdient. Ich habe ein Online-Trinkspiel gestartet und hatte bereits 25.000 Downloads, bis ich leider feststellen musste, dass man damit nicht wirklich Geld verdienen kann. Mit Snocks war das plötzlich anders. Deshalb habe ich damals beschlossen, mein gerade begonnenes Master-Studium zu beenden, um mich voll auf das Projekt zu fokussieren.

"Wir leben mit Snocks unseren Traum!"
Johannes Kliesch

Heute beschäftigt Ihr über 60 Mitarbeiter*innen und macht Millionenumsätze. Was ist Eure Erfolgsformel?

Ganz einfach: Wie leben mit Snocks unseren Traum! Wir haben Spaß daran, immer neue Produkte zu launchen wie zum Beispiel die Boxer-Shorts – die sind inzwischen unser erfolgreichstes Produkt. Mit aktuell 60 Vollzeit-Mitarbeiter*innen entwickeln wir ständig neue Ideen. Und das Beste ist: Wir haben immer noch kein Investor drin, die Firma gehört uns allein.

Offenbar seid Ihr noch nicht ganz ausgelastet. Zusätzlich habt ihr noch eine Beratungsfirma und ein eigenes Snocks-Café in Mannheim gegründet?

Mit Snocks haben wir so viel Know-How mit dem Thema E-Commerce und Amazon, dass wir in Deutschland zu den Top-Spezialisten zählen. Die Nachfrage nach unseren Beratungs-Leistungen wurde so groß, dass wir vor zwei Jahren das Full Service-Beratungsunternehmen Snocksulting gegründet haben. Wir beraten andere Unternehmen, wie man mit Amazon erfolgreich ein Unternehmen aufbauen kann. Inzwischen zählen große Marken zu unseren Kunden  wie L‘Oréal Paris – oder große E-Commerce-Accounts wie Emma Matrazen, einem Marktführer in diesem Bereich.

Habt Ihr Euch bei Eurem Start auch beraten lassen? Das Startup Ökosystem NEXT MANNHEIM bietet jungen Gründern ja nicht nur Förderung und Offices in sieben Gründungszentren, sondern auch Fachberatung. 

Es soll jetzt nicht eingebildet klingen, aber unsere Schlagzahl war so hoch und die Entwicklung ging viel zu schnell, um uns beraten zu lassen. Ich persönlich glaube, dass ein gut aufgestelltes Startup nicht unbedingt Unterstützung benötigt. Wir waren zum Beispiel so fleißig und ehrgeizig, dass wir externe Hilfe nicht gebraucht haben. In das Thema E-Commerce hatte ich mich so intensiv reingefuchst, dass uns niemand hätte besser beraten können. Unsere DNA war es, aus dem Bank-Job auszubrechen – wir hatten Bock unabhängig zu sein. Und da hätte es sich falsch angefühlt, sich in einem Gründerzentrum anzusiedeln.

Wie schafft man die Skalierung eines so schnell wachsenden Unternehmens wie Snocks?

Wir wachsen einfach mit! Zurzeit ist unser Hauptquartier noch im Jungbusch, aber schon bald ziehen wir um in wesentlich größere Office-Flächen im neuen Glückstein-Quartier.

Warum habt Ihr "Snocks Coffee" eröffnet? Wollt Ihr auch die Mannheimer Gastronomie erobern? 

Wir haben vermisst, dass es in der Mannheimer City kein einziges Co-Working Space gab, wo sich Leute mit guten Ideen treffen, zusammen arbeiten und sich austauschen können. Um das zu ändern, haben wir in der Lameystraße das Café eröffnet. Jetzt freue ich mich, wenn immer mehr junge Unternehmer*innen kommen und am Ende des Tages auf jedem Tisch ein aufgeklapptes Laptop steht.

Wie inspirierend ist die Startup-City Mannheim für junge Gründer*innen?

Die Frage ist für mich ehrlich gesagt weniger, ob Mannheim inspirierend ist, oder wir es hier mit unseren Unternehmen und Café sind! Wir haben großen Spaß daran, unsere Community immer weiter auszubauen und freuen uns sehr, dass zu unseren Netzwerk-Meeting im "Snocks Coffee" so viele Leute kommen.   

Wo siehst Du Snocks in zwei Jahren?

In zwei Jahren wollen wir noch mehr Umsatz machen und über 100 Mitarbeiter im Team haben. Das Produktportfolio werden wir gezielt für Frauen erweitern und wir werden internationaler werden. Aber Mannheim wird immer die Homebase bleiben – und in unseren Herzen sein.

snocks.com

snocksulting.com

snockscoffee.com

Der Mannheimer E-Commerce-Boom

E-Commerce hat die Welt verändert. Der elektronische Handel im Internet boomt, hat alte Handelstrukturen aufgelöst – und neue geschaffen. Mit extremer Geschwindigkeit hat sich auch die Startup-City Mannheim zu einer E-Commerce-Hochburg entwickelt. Startups wie Snocks, Purelei, Paul Valentine, Rosental oder Double Double Vintage erzielen mit Socken, Uhren, Schmuck, Kosmetik oder Streetwear hohe Millionen-Umsätze, wachsen dynamisch, schaffen Arbeitsplätze und Communities, die andere Gründer*innen inspirieren. "Wir werden diese Szene jetzt noch stärker in den Fokus nehmen und als echten Standortfaktor kommunizieren", sagt NEXT MANNHEIM-Geschäftsführer Christian Sommer. "Die Zusammenarbeit mit den Treibern dieser Entwicklung ist für uns Ansporn und Herausforderung.“

Interview: Ralf Laubscher / LA.MAG

Fotos: Sebastian Weindel