STARTRAUM

DAS PROJEKT STARTRAUM HILFT GRÜNDER*INNEN UND KREATIVEN BEI DER SUCHE NACH RÄUMEN

Viele Immobilien im Stadtgebiet stehen leer, obwohl sie spannend genutzt werden könnten. Mit „STARTRAUM Mannheim – Räume auf Zeit für Gründer*innen, Kreative & Künstler*innen“ wird die Plattform für Leerstands- und Zwischennutzungsmanagement nach einer Testphase weitergeführt.  
Wir haben Dr. Matthias Rauch (Leiter der Kulturellen Stadtentwicklung) und Wulf Kramer, Geschäftsführer von Yalla Yalla! – studio for change, das die operative Abwicklung übernehmen wird, getroffen und nachgefragt.

WAS erhofft IHR EUCH von dem Projekt und in welchen Stadtteilen seht IHR die Chancen?

Matthias Rauch: Ich hoffe, dass wir mit Startraum  Leerständen gezielt Zwischennutzungen zuführen können und hier auch eine gewisse Steuerungsfunktion haben. Wir entscheiden im Gremium, ob eine Zwischennutzung Sinn macht oder vielleicht an einer anderen Stelle besser aufgehoben wäre. Ich glaube, dass in zentrumsnahen Stadtteilen die Chance für eine erfolgreiche Vermittlung erfahrungsgemäß am höchsten ist, wobei man das auch nicht pauschal sagen kann. Wir hatten in der ersten Pilotphase von Startraum auch etliche Vermittlungen in Industrie- und Gewerbegebieten. Es kommt in der Tat auf die Art der Zwischennutzung an, welche Lage präferiert wird und was für die Zwischenmieter Sinn macht.

Was ist der Mehrwert für das direkte Umfeld?

Matthias Rauch: Lange Leerstände, insbesondere bei Ladengeschäften oder in Erdgeschosslagen, sind kein wünschenswerter Zustand. Erfahrungsgemäß wird es irgendwann schwierig, die Flächen wieder einer neuen Nutzung zuzuführen, da die Immobilie oder ein gesamtes Quartier bereits  Attraktivität und Aufenthaltsqualität eingebüßt hat. Darüber hinaus suchen Künstler*innen und Kreative häufig nach Flächen, die sie für Projekte kostengünstig nutzen können. Die Mietpreise für Zwischennutzungen liegen tendentiell unter regulären Vermietungen. Auch können Zwischennutzungen Potentiale von Räumen aufzeigen und neue Impulse geben und dadurch dem direkten Umfeld auch eine neue Dynamik verliehen werden. Für angrenzende Gewerbetreibende sind lange Leerstände ebenfalls ein Problem, da weniger „Laufkundschaft“ ins Quartier gezogen wird und der Standort insgesamt an Attraktivität einbüßt.

Wem kam 2018 die Idee zu STARTRAUM? 

Wulf Kramer: Als wir im Herbst 2017 mit verschiedenen Akteuren die ersten Gespräche aufgenommen haben, wurde schnell klar, dass die Idee einer Zwischennutzungsagentur schon eine Weile diskutiert wurde. Mehrere Leute hatten auch bereits Anläufe gestartet, die dann aber aus verschiedenen Gründen nicht weiter- oder durchgeführt werden konnten. Für uns hat 2017 die Diskussion auf dem Denkfest, in der es um Leerstände und Räume für Kreative sowie deren Potentiale ging, entscheidend dazu beigetragen, uns dem Thema anzunehmen. Ende des selben Jahres konnten wir dann in Kooperation mit verschiedenen Ämtern der Stadt Mannheim und STARTUP Mannheim die Arbeit an STARTRAUM aufnehmen.

Es geht darum, eine Kultur für Zwischennutzungen zu fördern
Wulf Kramer, Yalla Yalla

Wie verlief der Start und wie viele Objekte konnten im ersten Anlauf vermittelt werden? 

Wulf Kramer: Die einjährige Pilotphase hat insbesondere zwei Dinge gezeigt: 1. gibt es bei den kultur- und kreativwirtschaftlichen Akteuren durchaus eine Nachfrage an Räumen auf Zeit, die auch durchaus etwas unfertig und günstiger sein können. Und zweitens gibt es auch den ein oder anderen Leerstand in Mannheim, den man gerne nutzen wollen würde. Hier ist allerdings noch etwas Überzeugungsarbeit bei vielen Besitzern zu leisten. Es geht bei dem Projekt letztendlich auch darum, eine Kultur für Zwischennutzungen zu fördern, Vertrauen bei den verschiedenen Akteuren aufzubauen und Mehrwerte erkennbar zu machen. 

Matthias Rauch: In der ersten Pilotphase konnten bereits sechs Zwischennutzungen erfolgreich vermittelt werden.

Gibt es eine Mindestlaufzeit der Verträge?

Matthias Rauch: Die Obergrenze für die Zwischennutzung wurde von uns auf maximal zwei Jahre festgelegt. Eine Mindestuntergrenze gibt es formal nicht, wobei ein weit überwiegender Teil der Zwischennutzungen unter einer Woche zumindest wirtschaftlich kaum Sinn macht. Die Dauer der Zwischennutzung wird jedoch letztlich zwischen Mieter und Vermieter ausgehandelt, hier nehmen wir keinen Einfluss.

Warum stehen viele attraktive Objekte eigentlich leer?  

Matthias Rauch: Das kann unterschiedliche Gründe haben. Zum einen kann die Erwartungshaltung der Vermietenden für das Objekt einfach zu hoch sein oder es wird nur eine ganz spezifische Nutzung akzeptiert. Zum anderen kann es auch sein, dass die Lage für Gewerbetreibende vielleicht schwierig ist und sich für Büronutzungen nicht anbietet. Auch der Einzelhandel ist stark an gewisse Lagen gebunden, die einen spezifischen Publikumsverkehr garantieren. Zudem kann die Baunutzungsverordnung die Bandbreite der potentiellen Nutzungen stark einengen. Aber natürlich kann das Volumen an potentiellen Anfragen auf der Nachfrageseite ebenfalls ein Aspekt sein, der dazu beiträgt, dass eine Fläche langfristig nicht vermietet werden kann. Meist ist es eine Kombination aus den geschilderten Aspekten.

Welche Kriterien müssen Mieter*innen erfüllen?

Matthias Rauch: Es gibt keinen festgeschriebenen Kriterienkatalog, aber wir gehen natürlich mit den Mietinteressenten schon in einen Dialog und wollen erfahren, welchen Hintergrund sie haben, ob schon mal Zwischennutzungen durchgeführt wurden und natürlich welche Art der Zwischennutzung sie aktuell planen. Diese Faktoren sind für uns für das Matching mit den Vermietenden und den jeweiligen Flächen zentral. Auch Stadtentwicklungsaspekte sind beim Matching wichtig, da wir stets abwägen, welche Zwischennutzung auf welcher Fläche und in welcher Lage Sinn macht und wo wir die positivsten Stadtentwicklungsimpulse entfalten können. 

Foto: Sarina Kullmann
Foto: Sarina Kullmann

Welchen Mehrwert haben  Vermieter*innen, die Räumlichkeiten zur Verfügung stellen?

Wulf Kramer: Vermieter stellen Ihre Immobilie nicht unbedingt zur Verfügung , sondern sie vermieten sie, auch bei Zwischennutzungen. Das heißt, der Mehrwert ist einerseits, dass Mieteinnahmen generiert werden. Und das, ohne unbedingt die Räumlichkeiten top in Schuss bringen zu müssen. Es gibt aber auch noch andere Mehrwerte für Besitzer. Steht die Immobilie z.B. schon länger leer, kann durch Zwischennutzungen eine neue Aufmerksamkeit für das Gebäude generiert und gleichzeitig Potentiale aufgezeigt werden, die man dem Ort vorher nicht zugeschrieben hätte. Somit schafft man auch ein gesteigertes Interesse für potentiell längerfristige Mieter.

Wie wird STARTRAUM finanziert?

Matthias Rauch: Das Projekt wird zu 100 Prozent von der Stadt Mannheim finanziert.

Wie genau funktioniert die operative Vermittlung?

Wulf Kramer: Jeder und jede, die Interesse an einer Zwischennutzung hat, ist aufgerufen, sich bei uns zu melden. Seien es Immobilienbesitzer oder Raumsuchende. Wird ein Leerstand für eine Zwischennutzung geöffnet, schauen wir uns diesen bei einem Ortstermin an, bringen in Erfahrung, was sich der Vermieter unter anderem hinsichtlich Laufzeit und Nutzung vorstellen kann und sondieren im Voraus baurechtliche Aspekte. Meldet sich jemand auf Raumsuche bei uns, gibt es in der Regel ein persönliches Gespräch, um das Vorhaben und die Bedarfe besser kennenzulernen und einschätzen zu können. Haben wir dann hierfür ein passendes Raumangebot, bringen wir Raumsuchende und Vermieter zusammen und begleiten den weiteren Prozess.

Mehr Infos: www.startraum-mannheim.de