Musikfilmszene kommt nach Mannheim zu THE LOOK OF SOUND

Kulturaktivistin und Macherin des Symposiums, Katrin Rabus, im NEXT MANNHEIM Interview

Nach über zwei Jahren pandemiebedingter Pause findet wieder ein persönliches Treffen der Musikfilmszene in Mannheim statt. Bei „The Look of Sound“ diskutieren Regisseur*innen, Musiker*innen, Produzent*innen und Sender aktuelle Trends, Veränderungen und die Zukunft des Musikfilms.

Im Interview erzählt die Macherin des Symposiums, Katrin Rabus, die man getrost als Kulturaktivistin bezeichnen darf, über 20 Jahre „Look of Sound“ und über ihre 50 Jahre Arbeit für die Kultur.

Katrin, was ist deine Motivation für 50 Jahre Kulturarbeit?

Katrin: "Ich fange mal hinten an. Ich bin wahnsinnig stolz auf 20 Jahre „Look of Sound“. Das war eine Veranstaltung, die ich durch alle Zeitläufe durch steuern konnte. Wenn ich mich frage, was meine Motivation dafür war, dann kann ich zu den Anfängen kommen. Mein Mann entdeckten gemeinsam die bildende Kunst. Die documenta 1972 war der Klickmoment für mich; dass man stundenlang reden konnte, über etwas, was man überhaupt nicht versteht, nur sieht. Es stieß etwas an, was uns in weitergehende, philosophische Gespräche brachte. Dadurch habe ich verstanden, dass es Ebenen gibt, wie Kunst und Musik, die sprachlich nicht erreichbar sind."

Wie ging es danach weiter?

Katrin: "Nach 1972 haben wir angefangen, uns Kunst zu kaufen. Mich beschäftigte die Frage: Was ist ein gutes Bild? So habe ich mich entschieden, eine Zimmergalerie zu eröffnen, denn dann musste ich mich entscheiden, was ich ausstellen wollte. Die Künstler kamen dann automatisch. Ich wusste, ich kann Leute überzeugen, Kunst für sich zu entdecken und sich ein eigenes Urteil zu bilden."

Seit vielen Jahren ist Katrin Rabus, Trägerin der Bundesverdienstkreuzes, aus der Kulturszene nicht wegzudenken. Mit Look of Sound geht sie seit 20 Jahren der Frage auf den Grund, was ein guter Musikfilm ist.
Seit vielen Jahren ist Katrin Rabus, Trägerin der Bundesverdienstkreuzes, aus der Kulturszene nicht wegzudenken. Mit Look of Sound geht sie seit 20 Jahren der Frage auf den Grund, was ein guter Musikfilm ist.
Es waren immer Zufälle dabei. Und Mut.
Katrin Rabus

Was waren die Gründe für deine ersten Erfolge?

Katrin: "Dafür gab es kein Rezept. Da wir selbst Kunst kauften, konnte ich ein paar Galeristen und Kunstkritiker um Rat fragen. Sie sagten mir: Du musst gut mit Geld umgehen und du musst dir viel anschauen. Also für mich hieß das, dass ich einfach immer korrekt sein und immer meinen Horizont erweitern muss. Es waren immer Zufälle dabei und Mut. Ich riskierte mein Geld, machte aber keine Schulden. 1980 entschied ich mich, mein Geld in einen Stand auf der Art Basel zu investieren und verkaufte dort am letzten Tag ein Exponat an ein Museum. Daraus entwickelte sich ein überregionaler Anspruch für meine Galerie."

Woher kommt die Liebe zur zeitgenössischen Musik?

Katrin: "In Bremen gab es wenig zeitgenössische Kunst, dafür aber sehr gute zeitgenössische Musik. Ähnlich wie in der bildenden Kunst, konnte ich in der Musik etwas entdecken, was ich vorher noch nicht gehört hatte. Dadurch kam mir der Gedanke, in der Galerie Konzerte zeitgenössischer Musik zu veranstalten, als eigenes Event. Wir sind dann umgezogen in die heutige Plantage 13, wo ich 700 Quadratmeter Fläche hatte. Von Anfang an haben wir dort nicht nur Kunst gezeigt, sondern auch zeitgenössische Konzerte mit Radio Bremen veranstaltet."

Du bist dann auch in verschiedene Gremien berufen worden – welche waren das?

Katrin: "Von 1991 bis 1996 war ich im Vorstand des deutschen Galeristenverbands und wurde 1992 in den Rundfunkrat von Radio Bremen gewählt und später in den Programmbeirat der ARD. Am wichtigsten war mir jedoch die Mitgliedschaft im Internationalen Programmbeirat von Arte (1992-2000). Hier arbeiten Deutsche und Franzosen eng zusammen. Zeitweilig war ich sogar dessen Präsidentin. Das war mein schönstes Ehrenamt. Mein Anliegen war stets die Verbesserung des Programms, die Erhöhung des Niveaus und die Überwindung bloßer Unterhaltung. Ich wollte Kultur im Hauptprogramm, mehr Bildung. In jedem Land gab es eine andere Art, wie man über Kunst sprach. Bei ARTE hatte ich das Gefühl, dass man eine europäische Sprache findet für diesen Bereich. Ich hatte ganz großen Respekt für das Medium Fernsehen. Wir hatten damals keinen Fernseher wegen der Kinder. Wir haben uns tatsächlich erst 1992 mit Beginn dieser Gremienarbeit einen gekauft."

Wie kam es zu Look of Sound?

Katrin: "In den Gremien hatte ich viel gelernt und machte mir Gedanken, wie ich das anwenden könnte. So habe ich mir 2000 Look of Sound ausgedacht. Ich wollte ein öffentliches Forum schaffen, Musikfilme im Fernsehen und im Musikbetrieb einem breiteren Publikum zugänglich zu machen, aber auch über die ästhetischen und medienpolitischen Zusammenhänge aufzuklären. Von Beginn an hatte ich die Unterstützung von ARD, ZDF und ARTE sowie der Deutschen Welle, in dem Sinne, dass die Redaktionen gebeten wurden, der Veranstaltung Filme und fachliche Unterstützung zu leisten. Die Diskussion, was ein guter Musikfilm ist, findet in den Feuilletons nicht mehr statt, höchstens noch in Redaktionen, wenn ein Film abgenickt wird. Genau diese Lücke schließen wir mit Look of Sound."

Das Glück, das ich empfinde, führe ich auf die Begegnung mit der Kunst zurück.
Katrin Rabus

Du hast unlängst das Bundesverdienstkreuz bekommen – ist das für dich noch einmal ein Ansporn?

Katrin: "Natürlich war das eine Würdigung, aber es hat mir die Motivation gegeben in Bremen nochmals aktiv zu werden. Das Konzerthaus muss sich verändern. Hier habe ich nochmal ein Konzept geschrieben, aufgrund dessen einige Arrivierte nicht mehr mit mir reden, dafür aber der Wirtschaftssenator. Ich bin hier nicht mehr in der Verantwortung, kann aber noch was verändern. Das Glück, das ich empfinde, führe ich auf die Begegnung mit der Kunst zurück. Ich hatte den Mut, vom Betrachter in die Rolle des Veranstalters zu wechseln und damit meine eigene Kreativität zu entfalten, Erfahrungen zu sammeln und Dinge zu bewegen. Dies ist ein Reichtum im Kopf, für den ich sehr dankbar bin."