UNCOVER Designfest Mannheim: Design & Dekadenz

Durch Design zu einem ressourcenbewussteren Umgang mit unserer (Um)welt

Pandemiebedingt ein Jahr später als ursprünglich geplant, veranstaltet NEXT MANNHEIM in den kommenden Wochen das UNCOVER Designfest. Das renommierte Festival in Kooperation mit dem Designzentrum Rhein-Neckar findet im Zwei-Jahres-Turnus bereits zum dritten Mal in Mannheim statt. Die Kernfrage, wenn die Themen sich auch von Mal zu Mal verändern, bleibt dabei stets die gleiche: „Wie können wir unsere Welt besser machen?“

Nach den Themen „Gastlichkeit“ (2016), „Revolution“ (2018), steht das Festival in diesem Jahr ganz im Zeichen der „Dekadenz“. Worin aber besteht der Zusammenhang, wie können eingereichte Projekte ihr bestenfalls entgegenwirken und was genau ist die Funktion von Design in diesem Zusammenhang? 

Design ist mehr als Ästhetik.
Dr. Matthias Rauch

Was genau ist eigentlich die Aufgabe von Design?

Wer als Laie an Design denkt, der hat vielleicht einen schicken Stuhl im Kopf, oder denkt spontan an junge Kreative, die Dinge einfach nur schöner machen. Design ist mehr.

Die Rolle von Designer*innen hat sich verändert: während es lange ihre Aufgabe gewesen zu sein schien, am Ende eines Entstehungsprozesses ein Produkt funktional und dabei ästhetisch zu gestalten, werden Designer*innen mittlerweile bereits von Beginn an in Entstehungsprozesse einbezogen, um ​diese grundlegend und richtungsweisend mitzugestalten. Gestalten muss aber nicht immer etwas mit Optik zu tun haben. 

Durch UNCOVER ist es gelungen, ein Festival zu etablieren, das die Vielschichtigkeit von Design beleuchtet und sich darüber hinaus mit der Rolle von Design zur Gestaltung von gesellschaftsrelevanten Transformationsprozessen befasst.

Festivalmitbegründer Frank Zumbruch vom Designzentrum Rhein-Neckar hat dafür ein schönes Beispiel: "Wenn es um die Gestaltung von etwas geht, das unser Kommunikationsverhalten weltweit verändert hat, ist das iPhone ein gutes Beispiel. Wenn man über das Design von dem Gerät als solchem spricht, kann man sich zu erst das Produktdesign anschauen -  Jony Ive war schlussendlich dafür zuständig, wie das Gerät aussieht, wie die Oberfläche gestaltet ist - der viel wichtigere Gestalter des iPhones aber war Steve Jobs, der letztendlich eine Idee hatte, wie wir in Zukunft miteinander kommunizieren werden und wie sich die ganze Art des Austauschs und der Wissensvermittlung verändern könnte. Darin lag wohl ein viel größerer gestalterischer Prozess als nur bei der Optik des Gerätes." 

Dr. Matthias Rauch ( Head of Cultural Innovation & Creative Economy)
Dr. Matthias Rauch ( Head of Cultural Innovation & Creative Economy)

Wie vielschichtig der Design-Begriff als solcher ist, weiß auch Dr. Matthias Rauch, der bei NEXT MANNHEIM als Leiter der Kultur- und Kreativwirtschaft gemeinsam mit seinem Team die  Teilbereiche Musik-, Design- Film- und Modewirtschaft verantwortet: 

„Design ist per se ein Querschnittsthema, das in unterschiedlichsten Branchen und gesellschaftlichen Bereichen eine zentrale Rolle spielt. Dabei war es uns bei UNCOVER von Anbeginn an wichtig, diese Vielschichtigkeit zu thematisieren und herauszustellen. Design ist dabei stets mehr als Ästhetik. Design formt Prozesse und Strukturen und ist damit auch ein zentraler Aspekt bei der Gestaltung gesellschaftsrelevanter Prozesse. Diese Rolle des Design wollen wir auch in der diesjährigen Ausgabe von UNCOVER zum Thema „Facing Decadence“ aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchten und unter anderem der Frage nachgehen, was Design mit Nachhaltigkeit, Inklusion, Stadtentwicklung und Innovation zu tun hat."

Impressionen aus der Multihalle 2018
Impressionen aus der Multihalle 2018

Design und Dekadenz?

Bei UNCOVER geht es darum, dass Designer*innen aufgerufen sind, unsere Welt besser zu machen und sich mit Prozessen zu befassen, die unsere Gesellschaft zu einem Ressourcenbewussteren Umgang mit unserer (Um)welt bewegen sollen.  

Die Menschheitsgeschichte hat gezeigt, dass Zivilisationen aufsteigen und fallen. Ist ihr Höhepunkt erreicht, beginnt auch schon die Phase der DEKADENZ. Sie steht für Überfluss, Verschwendung, Verfall, Verrohung und Verkommenheit – kurz: für den Niedergang einer Gesellschaft.

Viele Anzeichen deuten darauf hin, dass sich die westliche Zivilisation derzeit am Wendepunkt befindet. Denn unsere Gesellschaftsmodelle auf Basis eines permanenten Wirtschaftswachstums zu Lasten unseres Planeten erreichen jetzt ihre Grenzen.

Daher hat UNCOVER MANNHEIM Studierende, Young Professionals, Freelancer und Agenturen aus aller Welt aufgerufen, ihre eigenen Interpretationen von DEKADENZ unter Berücksichtigung mindestens eines der 17 Nachhaltigkeitsziele (SDGs) der United Nations, in Design umzusetzen.

Die spannende Aufgabe zur Bewerbung auf die mit insgesamt 20.000 € dotierten und in fünf Kategorien ausgeschriebenen UNCOVER Design Awards war, Prozesse, Projekte oder Produkte zu gestalten, die das Potenzial haben, eben diesem gesellschaftlichen Verfall entgegen zu wirken!

UNCOVER Impressionen des Vortrages
UNCOVER Impressionen des Vortrages "Happiness by Design" von Stefan Sagmeister in der Trinitatiskirche in 2016

UNCOVER und CORONA 

Die Umsetzung, Planung und Gestaltung des Festivals stellte in diesem Jahr natürlich eine besonders große Herausforderung dar.

Projektleiterin Julia Ulbrecht setzt auf digitale Eventformate und Ausstellungen unter umsetzbaren Auflagen:

"Wir sind sehr stolz, dass UNCOVER nach der pandemiebedingten Verschiebung von 2020 auf 2021 nun doch endlich stattfinden kann! Alle Eventformate sind virtuell und kostenfrei und somit barrierefrei und von überall zugänglich. Mit noch freudigerer Ausnahme unserer Formschau: die Ausstellung der durch die UNCOVER Jury nominierten Einreichungen kann vom 11. bis 26. Juni in den Schaufenstern des ehemaligen Mannheimer Galeria Kaufhof Gebäudes (in N7) persönlich besichtigt werden. Wir freuen uns, dass wir UNCOVER  trotz aller Herausforderungen wieder zu einem inspirierenden, hochkarätig besetzten, spannenden Ereignis machen konnten. Wir können den Startschuss kaum erwarten und freuen uns auf Euch!" 

Unsere Uncover Ansprechpartner*innen

Dr. Matthias Rauch

Cultural Innovation Officer / Head of Cultural Innovation & Creative Economy

Julia Ulbrecht

Stellv. Bereichsleitung Cultural Innovation & Creative Economy / Senior Projektmanagerin
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