Woher kennt ihr euch und wie kamt ihr auf diese Idee?
Nathalie: Nach der Schule habe ich ein Jahr als Dramaturgie- und Regieassistentin gearbeitet und Germanistik sowie Soziologie studiert. Währenddessen habe ich eine Theaterpädagogik-Ausbildung gemacht, wo ich auch das Theater in Gefängnissen kennengelernt habe – das fand ich sofort spannend. Kriminologie war schon immer so eine Art Hobby, seit ich ein Teenager war. In der Ausbildung traf ich Anna, und wir beschlossen, zusammen selbstständig zu werden.
Anna: Ich bin 33, habe vor der Ausbildung Film- und Theaterwissenschaften studiert und mich auf die Arbeit mit ausgegrenzten Gruppen spezialisiert, z.B. mit Migranten, Geflüchteten und Jugendlichen. Außerdem war ich in einem Projekt gegen Rassismus mit Grundschulkindern tätig.
Wann habt ihr Freikreathur gegründet?
Nathalie: Eigentlich schon 2019, aber dann kam Corona und hat unsere Pläne durchkreuzt und wir haben einzeln weitergearbeitet. Anfang 2023 haben wir unsere Zusammenarbeit wieder intensiviert und im September 2024 offiziell gegründet.
Wie kam es so schnell zu Gefängnisprojekten?
Anna: Schon während der Ausbildung konnten wir unser erstes Theaterprojekt in der JVA Ludwigshafen durchführen.
Nathalie: Im Rahmen dessen hatten wir Kontakt zu einer erfahrenen Theaterpädagogin, die uns 2023 dann das Projekt in der JVA Bruchsal übergab. Von dort aus ergaben sich weitere Kontakte zu anderen Haftanstalten.
Wie funktioniert das im Gefängnisalltag? Ist das ein freiwilliges Angebot?
Anna: Ja, das Angebot ist komplett freiwillig. Die Inhaftierten können selbst entscheiden, ob sie teilnehmen möchten oder nicht. Sobald sie verstehen, worum es geht, ist das Interesse im Allgemeinen sehr groß, wobei die Plätze begrenzt sind. Beim ersten Projekt in Bruchsal starteten wir mit zwölf Teilnehmenden, anfangs waren es sogar fünfzehn. Manche scheiden aus, z.B. durch Entlassung. Am Ende führten wir mit neun auf, einer wurde per Video eingebunden.
Nathalie: Meistens gibt es mehr Anmeldungen als Plätze, etwa 20 bei 15 Plätzen. Bei den Jugendlichen ist es fast noch krasser gewesen, was wir selbst nicht erwartet hätten. Aber sie haben auch Vorteile, wenn sie sich bei uns anmelden, weil sie eine gewissen Anzhal aller Angebote in ihrem Vollzugsplan wahrnehmen müssen. Und Theater ist vielleicht schon cooler als etwas zu basteln.