MAOMI

Betriebswirtschaft, Promotion, Unternehmensberatung, eine Familie mit fünf Kindern – und dann auch noch das eigene Startup. Wie all das gelingt und warum Startups familienfreundlich sind, erklärt uns Dr. Uta Meeder, die Gründerin von MAOMI, in ihrem Popup-Showroom in den Mannheimer Quadraten.

 

Uta – wie, wann und warum hast Du MAOMI gegründet?

Die Ursprünge von MAOMI gehen zurück ins Jahr 2011. Damals habe ich bei einer Versteigerung eine kleine Wohnung im Mannheimer U6-Quadrat erstanden. Die war total runtergekommen, aber auch entsprechend günstig. Das Apartment habe ich mit Hilfe von Handwerkern komplett entkernt, renoviert, ausgestattet und dann möbliert vermietet – das war der Startschuss. MAOMI als eigenes Startup gibt es seit 2015.

 

Dr. Uta Meeder, Gründerin von MAOMI.

 

Dein Thema ist kreative Raumgestaltung. Bist du Innenarchitektin?

Nein, von Haus aus bin ich tatsächlich Betriebswirtschaftlerin. Jahrelang habe ich als Unternehmensberaterin gearbeitet und war sehr viel unterwegs. Als Mutter von fünf Kindern ist das eine echte Herausforderung: pausieren und wieder reinfinden in den Arbeitsalltag, Familie und Beruf unter einen Hut bekommen – nicht immer ganz einfach. Irgendwann wird man keinem mehr gerecht, weder dem Arbeitgeber, noch der Familie, noch sich selbst.

 

 

Die Startup-Gründung als Befreiungsschlag?

Gewissermaßen schon. Fotografie, Design, Kunst – das waren immer schon meine Leidenschaften, die ich mehr oder weniger stark ausgelebt habe. Die Wohnung im U-Quadrat wurde so zum Referenzprojekt für das Business, das ich seitdem verfolge. Als sie fertig war, ging es ja gleich weiter mit den nächsten Baustellen: eine Badrenovierung bei Freunden, eine Dachbodengestaltung für Bekannte. Von den Projekten habe ich Fotos machen lassen für eine Website und 2015 habe ich mich schließlich getraut zu gründen. Mit MAOMI kann ich jetzt meine kreative Ader mit in den Beruf nehmen und auch das Familienleben lässt sich viel besser mit der Selbständigkeit vereinbaren. Bei fünf Kindern braucht man eben die Flexibilität einer Unternehmerin.

Liegt dein Schwerpunkt auch heute auf Wohnungssanierungen?

Ja, das machen wir immer noch. Gerade haben wir ein tolles Projekt mit unserem neuen Architekten Herrn He: ein spannender Dachbodenausbau. 2017 hatten wir sehr viele Beratungen für Kunden und konnten daher nicht so viele Wohnungsprojekte realisieren, wie wir es uns gewünscht hatten. Aber jetzt sind wir da wieder voll dabei und es ist richtig toll. Es macht irre Spaß, wenn man seine Visionen kompromisslos umsetzen kann.

 

Produktpräsentation bei Freisberg: Dr. Uta Meeder und Siegfried Hendel

 

Bist Du Einzelkämpferin oder arbeitest Du im Team?

Fest im MAOMI-Team sind aktuell Nicole Mrasek, unsere Grafikerin und Digitalspezialistin; Xiayan He, unser Architekt, und Lennart, unser Praktikant. Ansonsten arbeite ich viel mit festen freien Mitarbeitern zusammen: Jan Zeller für Text und Konzeption, Kathrin Schwab für Photographie, ITler, Programmierer, Buchhalter. Das klappt super!

Was bedeutet der Label-Name MAOMI?

Der Name ist zur Zeit meiner Promotion entstanden. Damals habe ich ein Tool zur Wirksamkeitsmessung von Werbeaktionen entwickelt und mir dafür eine ganze Reihe Domains gesichert. Darunter war auch MAOMI – zunächst mal des Wortklangs wegen. Aus dem Instrument wurde nichts, aber der Markenname ist geblieben. Das Wort hört sich einfach stimmig an und passt zu uns. Liest man es von vorne, steht es für Mannheim; liest man es von hinten, steht es für Immobilien. Die Gestaltung stammt von Manuela Stark, mit der ich schon oft zusammengearbeitet habe. Sie hat die Wortmarke visuell wunderschön als Logo umgesetzt.

 

 

Wie startet man als Quereinsteiger erfolgreich eine Marke in einem hart umkämpften Markt?

Mein Glück war, dass ich gleich zu Anfang ein kleines Büro im gig7 anmieten konnte, dem Mannheimer Kompetenzzentrum FeMale Business im Quadrat G7. Das waren damals 11 Quadratmeter unterm Dach, ein Schreibtisch – fertig. Am Anfang habe ich alles selbst gemacht, mir aber recht bald schon Unterstützung in der Buchhaltung gesucht. Ohne die Kollegin wäre es nicht gegangen. Man sollte sich immer auf seine Kompetenzen konzentrieren und lernen, auch zu delegieren. Den ersten Showroom hatte ich Ende 2015. Das war eine spannende Kollabo. Im Eingangsbereich des Friseurladens 35 habe ich eine erste kleine Ausstellungsfläche eröffnet. Die Betreiberin Nicola Touchemann ist seitdem eine Freundin von mir. Unter dem Motto „MAOMI im Advent“ konnte ich dort unsere ersten Produkte präsentieren. Insgesamt waren es sieben Einrichtungsgegenstände, die zum Teil auch heute noch zu unserem Portfolio gehören. Mit dabei war der „Stool“, die Wolldecke, die Badewanne und eine Menge Keramik.

 

 

Was zeichnet die Produkte aus dem MAOMI-Portfolio aus Deiner Sicht aus?

Mir ist es extrem wichtig, dass ausnahmslos alle Produkte nachhaltig, sozial und ökologisch hergestellt werden. Bei der Produzentenauswahl ist das oberste Prämisse für mich. Manchmal muss man da schon eine Weile suchen, auch um in punkto Qualität den passenden Partner zu finden, aber am Ende lohnt sich die Mühe. Zum Glück gibt es eine holländische Organisation, die weltweit kleine Produzenten zertifiziert – bei denen steht der soziale Aspekt im Vordergrund, der auch mir sehr wichtig ist. Das Design stammt immer von uns. Wir suchen uns dann nach Möglichkeit traditionelle Handwerker und besondere Materialien für unsere Produkte, damit am Ende eine rundum gelungene Sache rauskommt.

Wie skaliert man eine gute Geschäftsidee erfolgreich auf ein neues Level?

Mit der Zeit haben wir dringend mehr Platz benötigt und hatten großes Glück. Nach ungefähr eineinhalb Jahren im Dachgeschoss wurde unten im Erdgeschoss der Schaufensterbereich frei. Linda und Alex sind mit ihrem Label Kuchen im Glas dem gig7 entwachsen. Eigentlich war mir die Laden- und Bürofläche eine Nummer zu groß, aber wir sind ins kalte Wasser gesprungen und haben dort unseren neuen Showroom eröffnet. Anfang 2018 war für uns wieder die Zeit reif für einen Tapetenwechsel. Hinzu kam, dass im gig7 dringender Bedarf nach einem Co-Working-Space herrschte und so kam eins zum anderen. Unser Community Manager Nico Hoffmeister hat sich in dieser Zeit unglaublich ins Zeug gelegt, um eine passende Lösung zu finden. Er war es, der die tollen Räumlichkeiten hier im ehemaligen Rosenthal-Studio in der historischen ÖVA-Passage in den Mannheimer Planken für uns klargemacht hat. Hier sind wir jetzt seit März 2018.

 

 

Das Startup MAOMI direkt auf den Planken, der Top-Einkaufsadresse in Mannheim – wie fühlt sich das an?

Es ist eine spannende Erfahrung, ein Ladengeschäft in Toplage mitten in der Einkaufsmeile zu betreiben. Wir sind ja schließlich keine klassischen Einzelhändler. Das ist wirklich ein ganz anderes Business und wir bräuchten ein viel größeres Sortiment, wenn wir das dauerhaft weitermachen wollten. In einem ersten Schritt haben wir unser Sortiment durch Produkte ergänzt, die von Partnern hergestellt werden, die den gleichen Spirit verfolgen wie wir. Unsere Sofas zum Beispiel sind von Gervasoniaus Mailand, mit der Kreativdirektorin Paola Navone, die ihre Inspiration ebenfalls aus vielen Ländern weltweit bezieht. Die passen super zu uns. Genau wie das Label Ay Illuminate, das ist ein holländisches Designerpaar, das abgefahrene Lampen z.B. unter Zuhilfenahme der Knüpftechnik von Fischernetzen aus Swasiland produziert. Außerdem führen wir die handgestrickten Decken von Uccellino – alles echt tolle Sachen, die unser Portfolio perfekt ergänzen. So sehr der direkte Kontakt zu den Passanten auch Spaß macht, wenn unser Zwischennutzungsvertrag Ende des Jahres ausläuft, werden wir den stationären Einzelhandel einstellen und uns wieder auf den Dienstleistungssektor und  die Belieferung unserer Einzelhändler fokussieren. Einzelne Marken werden wir allerdings behalten.

 

 

Für Ende des Jahres ist wieder ein Umzug geplant?

Ja, wir sind hier Zwischenmieter. Die gesamte ÖVA-Passage wird 2019 geschlossen und einer großen Renovierung unterzogen. Aber keine Sorge: wir bleiben Mannheim erhalten. Es ist noch nicht ganz spruchreif, aber wir haben eine Location in der Mannheimer Schwetzingerstadt in Aussicht, die optimal unseren Bedürfnissen entspricht. 2019 wird das Jahr der Rückbesinnung auf die Kernkompetenzen.

 

 

Warum Mannheim?

Mannheim ist meine Heimat geworden. Ursprünglich bin ich zum Studium von Stuttgart hierhergezogen. Der exzellente Ruf der Wirtschaftsfakultät hat mich gelockt. Klar, auch Stuttgart hat sich toll entwickelt, aber mein Herz schlägt mittlerweile für Mannheim. Die Leute sind offen, herzlich und erfrischend direkt – das mag ich und das inspiriert mich. Die Kreativ- und Gründerszene ist wahnsinnig vielfältig und super vernetzt. Ich möchte das auf keinen Fall missen.

 

 

Was plant MAOMI für die zweite Jahreshälfte 2018?

Highlight der nächsten Wochen ist die Messe Maison&Objet in Paris. Das ist DIE Messe für Einrichtung und Design und wir sind wir zum ersten Mal mit dabei – eine große Ehre! Als Besucher kenne ich die Messe schon seit Jahren. Wie ganz Paris habe auch ich mich immer gerne dort inspirieren lassen. Jetzt ist MAOMI als Aussteller dabei – unglaublich! Zu Frankreich habe ich schon immer eine besondere Bindung. In Lille habe ich zwei Semester studiert und mein Mann hat lange in Paris gearbeitet. Wir sind ständig mit dem TGV zwischen Mannheim und Paris hin- und hergependelt, die Fahrtdauer beträgt ja gerademal drei Stunden.

 

 

Letzte Frage: was ist Dein persönliches MAOMI-Lieblingsprodukt?

Wahrscheinlich die Espressotassen, aus denen wir gerade trinken, die benutze ich täglich. Darin zelebriere ich im Büro und zuhause meine Kaffeepausen. Bislang ist auch noch keine zu Bruch gegangen – und das trotz fünf aktiver Kids.


Interview: Andreas Stanita / LA.MAG

Fotos: Daniel Lukac

www.maomi.de