15. Feb 23

myScribe: die Zukunft der DOKUMENTATION in Krankenhäusern

Interview mit Ira Stoll (CEO) & Lars Ewert (CTO)

Ira und Lars haben in unserem CUBEX ONE ihre Heimat gefunden und die erste webbasierte Anwendung entwickelt, die Visitenlisten & Arztbriefe im stationären Krankenhausbetrieb vollautomatisch & KI gestützt generiert. Im Interview erklären die beiden, was sie tun, was sie antreibt und wie wichtig ein gutes Netzwerk ist.

Könnt ihr euch kurz vorstellen?

Wir sind Lars und Ira von myScribe, einem frisch gegründeten Start up, das mithilfe künstlicher Intelligenz die Dokumentation für Ärzte im Krankenhaus erleichtert. Ira ist Ärztin und somit auch zukünftige Nutzerin von myScribe und Lars ist ein Full-Stack Web Entwickler, der das komplette MVP programmiert hat. Als Team arbeiten beide bereits seit 2 Jahren an der Idee, und können sich dank des EXIST Gründerstipendiums seit Oktober 2022 in Vollzeit darauf konzentrieren

Was ist das Besondere an eurem Startup, was ist der USP?

Ärzte verbringen im Durchschnitt 44% ihrer Arbeitszeit mit Dokumentation. Diese Zeit fehlt in der Patientenversorgung und die fehlende Digitalisierung und Automatisierung bei der Dokumentation sorgt für eine große allgemeine Unzufriedenheit unter den Ärzten, wie man es den aktuellen Forderungen der Ärztestreiks entnehmen kann. Dieses Problem zu lösen, hat sich myScribe zur Aufgabe gemacht und die erste Web-App für Ärzte entwickelt, die auf Mobile Devices nutzbar ist. Die komplette Dokumentation kann somit digital erfolgen und wird hierbei erstmals durch künstliche Intelligenz unterstützt, sodass auf Knopfdruck automatisch Arztbriefe im Fließtextformat erstellt werden. Hierdurch werden mehrere Stunden Arbeit pro Tag für Ärzte eingespart, woraus sowohl eine bessere Patientenversorgung, als auch bessere Arbeitsbedingungen für Ärzte resultieren.

Was hat Euch zu der Startup Idee inspiriert?

Als Ira ihr Medizinstudium beendet hatte, konnte sie es kaum erwarten, alles erlernte im Arbeitsalltag einzusetzen, um Krankheiten zu diagnostizieren und Menschen zu heilen. Doch leider musste sie schnell feststellen, dass die Realität ganz anders aussah. Der unfassbar hohe Dokumentationsaufwand, der hauptsächlich aus der fehlenden Digitalisierung und Automatisierung in Krankenhäusern resultiert, ließ ihr kaum Zeit dazu, sich den Patienten in angemessenem Maß zu widmen, geschweige denn Operationstechniken zu erlernen.

In einem Praktikum an einer Klinik der Harvard University in Boston hatte Ira das Prinzip der Scribes kennen gelernt – Schreibkräfte, die jeden Handgriff der Ärzte dokumentieren, sodass die Ärzte sich ihrem ursprünglichen Beruf widmen können. Aus diesem Modell entstand die Idee für myScribe. Ira wandte sich an Lars, ihren langjährigen Partner und seines Zeichens Web-Entwickler, um gemeinsam eine App zu kreieren, die Ärzten die Arbeit auf ähnliche Weise abnimmt.

Seit Oktober 2022 fühlen wir uns hier sehr wohl und profitieren von dem großen Netzwerk und den zahlreichen Veranstaltungen.

Ira & Lars

Wie fühlt ihr euch in den SEED Räumen von CUBEX ONE?

Das Angebot von Next-Mannheim, einen Seed Raum im CUBEX One zu beziehen war für uns optimal. Einen Raum inmitten anderer Med-Tech Unternehmen und vor allem mit direkter Nähe zum Uniklinikum Mannheim, wo unsere Testphase starten sollte. Seit Oktober 2022 fühlen wir uns hier sehr wohl und profitieren von dem großen Netzwerk und den zahlreichen Veranstaltungen.

Welche Herausforderung/en seht ihr beim Gründen?

Beim Gründen ist ein gutes Netzwerk aus Unterstützern und Interessenten wichtig. Man muss andere von seiner Idee überzeugen können und sich darauf verlassen können, dass das Produkt am Ende auch gekauft wird. Zudem ist es sehr wichtig einen guten Rückhalt in der Familie zu haben, sodass man auch im schlimmsten Fall nicht allein dasteht.

Euer größter Erfolg?

Ende 2022 konnten wir die Stadt Mannheim und Roche von unserer Idee überzeugen und den MEXI Gründerpreis Mannheim 2023 in der Kategorie Technologie gewinnen. Dadurch hatten wir die finanzielle Möglichkeit unsere GmbH zu gründen und wurden von mehreren Interessenten kontaktiert, was uns einige Schritte weiter auf unserer Karriereleiter gebracht hat.

Was ist euer nächstes Ziel?

Unser Ziel für dieses Jahr ist die Einstellung neuer Mitarbeiter und das Gewinnen erster Kunden, sodass unsere Firma sich selbst tragen kann. Anschließend werden wir skalieren und expandieren, sowohl im deutschen als auch im restlichen europäischen Gesundheitsmarkt.

Wichtigste Erfindung der Menschheit?

Für Lars ist selbstverständlich der Computer die wichtigste Erfindung der Menschheit. Ira geht sogar noch ein paar Schritte zurück, als erstmalig eine repetitive, zeitaufwändige, menschliche Tätigkeit durch eine Maschine übernommen wurde. Durch die „Spinning Jenny“ wurde im 17. Jahrhundert ein enormer Zuwachs in der Produktivität gegenüber dem Spinnrad erreicht, was damals einen Meilenstein der industriellen Revolution markierte. Heute soll mit myScribe eine ebenso hohe Produktivitätssteigerung im Gesundheitssektor erreicht werden.

Könnt ihr euch vorstellen wieder was anderes zu machen?

Lars kann sich definitiv keinen anderen Job mehr vorstellen! Ira würde gern in ein paar Jahren wieder zu 50% als Ärztin arbeiten, jedoch unter der Voraussetzung, dass das Krankenhaus, an dem sie arbeitet, myScribe für die Dokumentation verwendet. Den CEO-Posten bei myScribe möchte sie nicht aufgeben.

Gibt es etwas, was ihr anderen Start ups in der Gründungsphase mitgeben wollt?

Das Wichtigste ist, dass man zu 100% hinter seinem Produkt steht und andere von seiner Vision überzeugen kann. Man sollte von Anfang an sehen, welches Potential in der eigenen Idee steckt und an der Realisierung nicht zweifeln. Der Weg ist mit Sicherheit nicht einfach und wird einige Abzweigungen und Umwege beinhalten, aber das Ziel sollte stets vor Augen sein, dann wird es auch irgendwann erreicht.