SKIY31

Mit dem Startup SKIY31 vernetzt Konstantin Shcherbina deutsches IT-Management mit ukrainischer IT-Kompetenz

Der IT-Manager Konstantin Shcherbina hat in der Ukraine studiert und in Deutschland für namhafte Unternehmen Softwareprojekte geleitet. Mit dem Startup SKIY31 wagt er den Sprung in die Selbständigkeit. Im Interview erklärt er, wie radikal sich die IT-Arbeitswelt verändert, warum die Ukraine ein IT-Hotspot ist – und Mannheim der ideale Standort für SKIY31.

Stimmt es, dass 80 Prozent aller IT-Manager*innen Probleme haben, Spezialist*innen zu finden?

Ja, das stimmt. BITKOM-Studien haben ergeben, dass die Nachfrage nach IT-Fachkräften allein von 2017 auf 2018 um 49 Prozent und von 2018 bis 2019 um 51 Prozent gestiegen ist. Ich war selbst viele Jahre als Consultant, Projektleiter und Research & Development-Manager bei deutschen IT-Unternehmen tätig und hatte auch mit diesem Problem zu kämpfen.  

Warum ist es so schwer, geeignete Spezialist*innen zu finden?  

Nach monatelanger Suche über Jobplattformen hat man viele Bewerbungen, aber nicht unbedingt qualifizierte Spezialist*innen – und dann ist ein Projekt gefährdet. Was macht man in dieser Situation? Das Projekt absagen, einen Headhunter engagieren oder einen lokalen Berater einstellen? Alle Optionen sind teuer. Ein Headhunter kostet ungefähr 20 bis 30 Prozent des Jahresgehalts eines Kandidaten, was schnell 20.000 Euro bedeuten könnte, denn die Gehaltsvorstellungen sind meist höher. Auch externe Berater sind in Deutschland kostenintensiv. Die Stundensätze können zwischen 95 € und 160 € pro Stunde liegen. Das Schlimmste ist aber: Man investiert viel Zeit und Energie in die Auswertung der Bewerbungen – um bei den Interviews festzustellen, dass keiner der Kandidat*innen die richtigen Fähigkeiten aufweist.

Ein Problem der mangelnden Qualifikation?

Oberflächlich betrachtet, ja! Aber es braucht auch Soft Skills wie Wille, Disziplin und Leidenschaft, um smarte Lösungen für eine komplexe Herausforderung zu erreichen. Das ist ein wichtiger Antrieb für mich persönlich, und ich erwarte diese Hingabe auch von meinem Team. In der IT-Branche ist es ein allgegenwärtiges Phänomen: Einige Leute sind hungrig nach Veränderung, nach Ergebnissen, nach Erfolg – und andere sind satt, weil sie auf dem Arbeitsmarkt sehr gefragt sind. Die Satten bleiben gerne in Ihrer Komfortzone, hinterfragen jede Veränderung, die längst angebracht ist, und sind in innovativen digitalen Projekten selten effizient. Die Hungrigen dagegen stellen die richtigen Fragen, ziehen die richtigen Schlüsse, Handeln verantwortlich und liefern den optimalen Output für das Projekt.

Spezialist für den Aufbau exzellenter Remote-IT-Teams: SKIY31-Gründer Konstantin Shcherbina
Spezialist für den Aufbau exzellenter Remote-IT-Teams: SKIY31-Gründer Konstantin Shcherbina

Ist aus dieser Erfahrung die Idee zur Gründung von SKIY31 entstanden? 

Ja, mit einem sehr klar definierten Ziel: Für Tech-Unternehmen bauen wir agile Remote-Teams auf, die Technologie-Kompetenz mit Freude an der Arbeit und höchster Leistungskraft vereinen.

Die Bildung von Remote-Teams ist also der relevante Erfolgsfaktor?

Genau, denn das verbindet auch erfolgreiche Unternehmen wie Google, WhatsApp, Skype oder heutige Unicorns wie Grammarly, GitLab und PetCube: Um ihren Talentbedarf zu decken waren sie alle offen für Outsourcing und bildeten virtuelle Teams, um schnell und effektiv voranzukommen. Sie nutzen die Kosteneffizienz und den Talentpool aus anderen Ländern, was ihnen einen zusätzlichen Wettbewerbsvorteil verschafft, die Kosten senkt und die Produktivität erhöht.

Ich sehe ein riesiges Potenzial für dieses Geschäftsmodell und investiere meine gesamte Energie in dieses nachhaltige Projekt. 
Konstantin Shcherbina

Was kennzeichnet ukrainische Entwickler*innen?

Die Ukraine ist ein Hotspot exzellenter IT-Spezialisten. Bereits 1950 begann in der Ukraine das Zeitalter der Informatik, als Sergei Alexejewitsch Lebedew den ersten Großrechner Mitteleuropas entwickelte. Universitäten bieten technologisch hochkarätige IT-Ausbildungen mit anerkannten Abschlüssen. Das Besondere ist die hohe Fach- und Sozialkompetenz: Teamgeist, Kollegialität, Engagement und ein hoher Motivationsgrad kennzeichnen den ukrainischen IT-Arbeitsethos. Die Arbeitsatmosphäre ist extrem inspirierend. Die Inkubatoren sind stylish designt, die Grenzen zwischen Spaß und Arbeit sind fließend. Das Look & Feel  erinnert an die agilsten Unternehmen aus USA oder Europa und steht im Kontrast zu klassischen Büro-Design, das sich ja oft auf einen Kicker im Großraumbüro reduziert. In den ukrainischen Co-Working-Spaces  sieht und fühlt man die Freude und Leidenschaft, mit der Entwickler*innen an Projekten arbeiten.

Wie organisiert man die Kommunikation mit einem Remote-Team?

Software-Entwicklung wird zunehmend flexibler, fluider und hybrider hinsichtlich des Ortes, der Zeit, der Organisationszugehörigkeit und des Selbstverständnisses. Home-Office ist spätestens seit dem Corona-Jahr 2020 Alltag, Mitarbeiter haben heute mehr Kontrolle darüber, zu welchen Zeiten sie arbeiten. Neben der Digitalisierung wird die Virtualisierung unsere Arbeitswelt weiter verändern. Eine neue Studie von PwC warnt aber auch, dass Neueinsteiger von heute, anders wie vor einigen Jahren, weniger loyal sind und dass sich die Arbeitgeber auf häufigere Wechsel vorbereiten sollen. Mit unserem flexiblen Remote-Team-Modell lassen sich Projekte daher flexibler und effektiver umsetzen. Und die Kommunikation ist kein Problem, denn die IT-Sprache Englisch ist in der Ukraine als Standardsprache etabliert und reibungslose Verständigung ist damit garantiert. Selbstverständlich sind ein gemeinsamer Entwicklungsprozess (z.B Scrum) und Team-Rhythmus essenziell, um eine effiziente Zusammenarbeit zu gewährleisten. Das wird zusammen mit den Kunden in Deutschland festgelegt.

Wahrscheinlich bietet das SKIY31-Modell auch einen Kostenvorteil?

Ja, denn in unserem Fernentwicklungszentrum in der Ukraine beträgt die Zeit für die Einstellung eines talentierten Ingenieurs nur wenige Wochen! Die Kosten sind im Durchschnitt um 50 Prozent niedriger und das Angebot an motivierten Talenten ist höher. Ein Startup aus unserem Kundenkreis konnte mit unserer Hilfe die Kosten für Softwareentwicklung um 39 Prozent reduzieren und dabei die Flexibilität und Produktivität erhöhen.

Du hast in der Ukraine studiert, Deutschland ist heute Deine Wahlheimat. Wie kam das?

Im dritten Studienjahr hatte ich das Glück, einen Praktikumsplatz in Deutschland zu bekommen. Bei einem Frankfurter Unternehmen entwickelte ich Netzwerksysteme und begann Deutsch zu lernen. 2005 wurde mir dann 2005 eine feste Stelle angeboten. Das war ein Schlüsselerlebnis, denn damals habe ich sehr eindrucksvoll gespürt, dass Leistung und Einsatz sich wirklich lohnen.  

Wann bist Du nach Mannheim gekommen?

Als ich 2012 bei der ABB AG in die Softwareentwicklung eingestiegen bin. Ab 2014 war ich als Research & Development-Team Manager mit Teams in Deutschland, China und Indien tätig. Zu dieser Zeit habe ich gelernt, dass Mannheim ein sehr inspirierendes Umfeld zum Leben und Arbeiten bietet.

Was war Deine Motivation, Dich selbstständig zu machen?

Als festangestellter IT-Manager hat man mit einer Vielzahl von Problemen zu kämpfen. Die wichtigste Aufgabe ist es, die zur Verfügung stehenden Ressourcen bestmöglich zu nutzen und mit diesen auszukommen. Doch als es ein Fenster zum Wachstum gab, konnten wir die wichtigen Positionen nicht schnell genug schließen. Das hat die Entwicklung neuer Produkte verzögert, das Team unter Druck gesetzt und als Ergebnis mussten die Kundentermine verschoben werden. Dieses „Missing the Target“-Gefühl ist für mich unerträglich. Meine Leidenschaft ist es, meine Ziele erfolgreich zu erreichen. Eine Reise in die Ukraine hat mich dann darin bestätigt, diesem Traum zu folgen und in mein eigenes Startup zu investieren. Meine Vision ist es, SKIY31 zu einem führenden IT-Outstaffing- und Consulting-Unternehmen zu entwickeln, das die Kompetenz und Leistungskraft ukrainischer Software-Entwickler für deutsche Unternehmen verfügbar macht. Ich sehe ein riesiges Potenzial für dieses Geschäftsmodell und investiere jetzt meine gesamte Energie in dieses nachhaltig konzipierte Projekt. 

Der MBS Startup Club kooperiert seit seiner Gründung im Jahr 2019 sehr eng mit der NEXT Mannheim. Von Beginn an eine Win-Win-Situation, da beide Organisationen einfach perfekt zusammenpassen: Das Netzwerk der Mannheim Business School vereint in sich hochkarätige Mitglieder, darunter viele, die gezielt an die Mannheim Business School gekommen sind, um ein eigenes Unternehmen zu gründen. NEXT Mannheim verfügt über eine hervorragende Infrastruktur, um Startups in den Bereichen Finanzierung, Coworking etc. zu unterstützen.

SKIY31 ist im IT-Gründungszentrum MAFINEX gestartet. Warum?

Ich finde es super, wie Mannheim sich mit dem Startup-Ökosystem NEXT MANNHEIM entwickelt hat. Man erfährt hier transparent, an wenn man sich wenden kann, und die Netzwerkstruktur im Mafinex ist für unser Business optimal. Ein weiterer Vorteil ist, dass ich über die Mannheim Business School, deren Absolvent bin, in den Stadt sehr viele gute Kontakte habe – da ist ein tolles Netzwerk entstanden.

Für was steht der Firmenname SKIY31?

Der ukrainische Ingenieur Igor Sikorsky stand mit seiner Erfolgsgeschichte und seinem Namen Pate für SKIY31. 1909 unternahm er seinen ersten Versuch, einen Hubschrauber zu entwickeln, bis er im 1931 seine Erfindung endlich als Patent anmelden konnte. Erst danach traf er die richtigen Leute, fand Investoren und konnte mit seinem revolutionären Projekt Technikgeschichte schreiben. Inspiriert von seinem Willen und seiner Innovationskraft, bringt SKIY31 heute aufregende Projekte mit außergewöhnlichen Menschen zusammen.

SKIY31 ist ein innovatives deutsches IT-Outstaffing- und Consulting-Unternehmen mit Netzwerken in der Ukraine und langjähriger Expertise in der Softwareentwicklung. Ein Team aus erfahrenen IT-Managern mit Sitz im Mannheimer Tech-Gründungszentrum MAFINEX. 

www.skiy31.de

"Das Projekt zwischen Konstantin und NEXT Mannheim ist ein Paradebeispiel dafür, was durch die Kooperation zwischen NEXT Mannheim und der Mannheim Business School entstehen kann: Die Mannheim Business School bringt hochkarätige Profile ein und NEXT Mannheim die perfekte Unterstützung und Infrastruktur, die Startups so dringend brauchen."
J. Aedtner (Director Alumni Relations and Career Development Office (ACO)