Das erste Mannheimer Straßenmusikfestival kommt – get the party started!

Interview mit unserem

Der Countdown zum 1. Mannheimer Straßenmusikfestival läuft.
An zwei Tagen (15.7. - 16.7.)  laden wir 32 Musikgruppen ein, die Stadt in eine große Bühne zu verwandeln. Der Eintritt ist kostenlos, so kann sich jeder über die Kreativität an den über 10 verschiedenen Spielorten freuen. Euch erwarten 149 Performances von 113 regionalen und überregionalen Musiker*innen. 
Wir haben Projektmanager Julian Maier-Hauff gefragt, warum Straßenmusik so wichtig ist, warum er tut, was er tut und was überhaupt "Placemaking" bedeutet. 

Wer bist Du, was machst Du bei NEXT MANNHEIM und warum?

Julian. "Ich bin Julian und seit Juli 2021 bei Next Mannheim für Placemaking zuständig. "Placemaking" ist ein etwas sperriger Begriff, aber die Idee dahinter ist recht simpel aber ebenso genial. Bei Placemaking geht man davon aus, dass die Bürger*innen eigentlich ein ziemlich gutes Gefühl für ihre Bedürfnisse haben. Erfolgreiches Placemaking ist, dass man den Menschen, die sich gerne einbringen oder etwas zum Wohle aller verändern wollen darin unterstützt und ihnen gegebenenfalls bei Genehmigungen hilft, sie mit Menschen verknüpft – ihnen die Hürden nimmt, etwas selbst zu machen. Es unterscheidet sich vom Urban Design. Bei Placemaking sollen vor allem die Bürger*innen selbst zu Akteur*innen werden. Ich denke, dass es für Menschen wichtig ist, selbst aktiv werden zu können und gemeinsam etwas Eigenes zu gestalten. So kann man davon ausgehen, dass es auch genutzt, wertgeschätzt und gepflegt wird. Auch wenn das offensichtlich klingt – immer wieder werden im Rahmen von Stadtentwicklung Dinge geplant, die zwar gut gemeint sind, aber von den Bewohner*innen nicht angenommen werden. Wir möchten wieder mehr Angebote, die aus der Initiative der Bevölkerung entstehen. Mit Impulsprojekten wie dem Zwischenzeitfestival oder dem Straßenmusikfestival schaffen wir einen Rahmen, in dem man sich ausprobieren kann. Die ersten Schritte sind bekanntlich die schwersten."

Julian ist bei NEXT MANNHEIM für die Kulturelle Stadtentwicklung in Sachen Placemaking unterwegs
Julian ist bei NEXT MANNHEIM für die Kulturelle Stadtentwicklung in Sachen Placemaking unterwegs

Das erste Mannheimer Straßenmusikfestival steht an. Was erwartet die Mannheimer und was ist die Idee dahinter?

Julian: "Wir freuen uns total darauf das erste Mannheimer Straßenmusikfestival umzusetzen. Veranstaltet wird es vom Music Commission Mannheim e.V. - organisiert von Thomas Woschitz, Stefan Wandel und mir.
Wir drei sind ursprünglich Musiker mit dem Wunsch den Zugang zu Kultur und Musik so niedrigschwellig wie möglich zu gestalten. Dafür überlegen wir uns immer wieder im Rahmen unserer Projekte Ideen, wie das am besten gelingt – diesmal ist es, indem wir mit der Musik zu den Leuten kommen und nicht umgekehrt. Straßenmusik eignet sich hervorragend dafür. Seit mehreren Monaten planen wir gemeinsam an der Veranstaltung. Es konnten sich Bands frei bei uns bewerben eine Jury aus Musiker*innen und Musikliebhaber*innen hat 32 Bands aus den zahlreichen Bewerbungen ausgewählt. Nun erwarten wir vom 15.-16.07.22 149 Performances an 10 Orten in der Innenstadt. Von Marching Band über Singer Songwriter. Von Pop über Jazz bis hin zu Weltmusik und Folk ist alles vertreten. Wir sind richtig stolz auf unser tolles Lineup und freuen uns aufs Festival."

Warum glaubst du ist Straßenkunst/musik so wichtig?

Julian. "Ich habe selbst viel Straßenmusik gemacht. Obwohl ich in der selben Zeit, in der ich auf der Straße standt mit Bands im Nightliner von Festival zu Festival gefahren bin und vor tausenden von Leuten gespielt habe liebe ich das besondere, wenn plötzlich Musik an einem alltäglichen Ort entsteht und man direkt mit den Menschen in kontakt kommt. Musik auf Bühnen kennt man – das überrascht viele nicht sonderlich, aber eine Band, die spontan in der Fußgängerzone steht – das macht was mit den Leuten. Und es macht etwas mit den Musiker*innen. Besonders als junger Musiker habe ich extrem viel darüber gelernt, was mir und dem potentiellen Publikum gefällt. Beim ersten Mal ist es eine Überwindung, aber man wird schnell besser darin sich einfach spontan ins Ungewisse zu werfen. Durch das stetige ausprobieren verändert sich die Einstellung zu Fehlern und zu den eigenen Erwartungen an Musik in einer sehr positiven Weise. Man merkt, dass es einfach darum geht gemeinsam mit den Leuten, die zuhören eine gute Zeit zu haben. Ob da mal ein Ton daneben liegt, ist nicht so wichtig. Was zählt, ist, ob man die Verbindung zwischen den Leuten und einem selbst halten kann. Dann bleiben sie stehen. Das lernt man nicht in der Hochschule, nicht in Vorlesungen und Unterrichtsstunden und auch nicht auf der Bühne im professionellen, geschützten Rahmen."

Ich mache Projekte in dieser Form auch, um mehr darüber zu lernen, wie man ähnliche Projekte planen und umsetzen kann.
Julian Maier-Hauff (NEXT MANNHEIM)

Ihr hattet jetzt eine Promoaktion dazu. Was habt ihr da genau gemacht?

Julian: "Das Orgateam und ich haben einen befreundeten Klavierbauer – Christoph Klingel, der uns eines seiner Klaviere umgebaut hat. Das ganze Festival fällt bei Tom, Stefan und mir in die Kategorie: „Das wollen wir einfach mal gemacht haben“. Mit dieser Einstellung können wir zum Glück nicht nur die Musiker*innen und Kooperationspartner*innen anstecken, sondern auch Menschen wie Christoph. Er ist ein Tüftler, den wir mit unserer Idee eines rollbaren Schlagzeugklaviers mit autarker Stromversorgung leicht ins Boot holen konnten. Seit letzter Woche steht bzw. rollt das Ding – am Samstag gab es die Jungfernfahrt innerhalb der Neckarstadt.
Die Popakademie Baden-Württemberg hat uns im Rahmen der Projektwerkstatt 4 Studierende zur Seite gestellt, die Promoaktionen gemeinsam mit uns planen und durchführen. Sie sind ein tolles Team und wir freuen uns gemeinsam mit Deyna, Sophia, Peter und Elisabeth an Ideen und deren Umsetzung zu arbeiten. Wie könnte man bessere Werbung für ein Straßenmusikfestival machen als mit Straßenmusik selbst? Wenn bei unseren Straßenmusikaktionen noch spontan ein Bassist und ein Freestylerapper einsteigen und Leute ihre Handys zücken und uns nach Flyern fragen, dann haben wir denke ich schon sehr viel richtig gemacht."

Gibt es ein Traumprojekt, dass du gerne irgendwann mal umsetzen möchtest?

Julian: "Da ich meine Masterarbeit über das Thema Musik im öffentlichen Raum am Beispiel von Mannheim geschrieben habe, ist das Straßenmusikfestival in Mannheim schon ein Traum, der nun Realität wird – sofern das Wetter hält. Um den Bogen zu Placemaking zu spannen – ich bin kein Mensch, der unbedingt Dinge organisieren muss, um sich dann dann vorne dran zu stellen und zu sagen – guck, habe ich gemacht. Auf der anderen Seite bin ich auch niemand, der darauf wartet, dass sich etwas von alleine ändert. Ich weiß, dass man wichtige und richtige Projekt nur in einem Team umsetzen kann. Gute Ideen entstehen aus einem WIR - deshalb freue ich mich, wenn ich Initiativen und Bürger*innen darin unterstützen kann, ihre Ideen umzusetzen. Ich mache Projekte wie das Straßenmusikfestival auch für mich, um mehr darüber zu lernen, wie man ähnliche Projekte planen und umsetzen kann. Diese Erfahrungen gilt es dann zu teilen. Wenn jede*r wieder von vorne anfängt, kommen wir nicht weiter. Ich sehe noch viel Potential in der Stadt. Jetzt kommt aber erstmal die Festivalumsetzung und dann sehen wir weiter." 

Gab es tatkräftige Unterstützer*innen für das Projekt?

Julian: "Wir können das Festival nur machen, weil wir Unterstützung aus verschiedenen Bereichen bekommen haben. Die Leitung von NEXT Mannheim hat in das Projekt vertraut. Mittel für die Umsetzung kommen vor allem vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst durch das Impulsprogramm „Kultur trotz Corona“, von NEXT Mannheim, vom Kulturamt der Stadt Mannheim, von der Werbegemeinschaft Mannheim City, von der Popakademie Baden-Württemberg, von der Bürgerstiftung und der Heinrich-Vetter-Stiftung. Unterstützt durch Sachleistungen und Strom werden wir von Event&Promotion Mannheim, Q6Q7, Golden Brezel, der Pelikanapotheke, Engelhorn, der MVV und Stark’s. Auch die verschiedenen Fachbereiche, mit denen wir uns immer wieder ausgetauscht haben waren sehr freundlich und kooperativ. Vielen Dank an dieser Stelle an alle, die mitgeholfen haben." 

Das erste Mannheimer Straßenmusikfestival ist ein Hut-Festival - d.h. wenn euch gefällt was ihr erlebt, könnt ihr die Künstler*innen direkt vor Ort mit einer Spende unterstützen. Veranstaltet wird das Event vom Music Commission Mannheim e.V. mit tatkräftiger Unterstützung von NEXT Mannheim und weiteren Partnern.