Keine Angst zu scheitern

LINAH EDEL UND MARCEL HEINEN ÜBER IHR MAGAZIN- UND AGENTUR-PROJEKT UNIKAT

Mit ihrem Projekt UNIKAT haben sich Linah Edel und Marcel Heinen einen Traum erfüllt: Ein einzigartiges Print-Magazin für Kultur, Kulinarik und Lifestyle. Warum UNIKAT inzwischen mehr als ein Magazin ist und Mannheim für sie der beste Ort zum Leben und Arbeiten wurde, erzählen sie im NEXT MANNHEIM-Interview.

Warum Unikat?

Marcel: Wir konnten uns beide schon immer für hochwertige Print-Magazine begeistern. Die Skandinavier sind da schon lange gut drin, auch in Berlin ist die Wertschätzung diesbezüglich vorhanden für Layout, Designs und neuen Content. Wir wollten das Ganze aber in die Region holen, mit interessanten Themen, Portraits und Schwerpunkten in Bereichen Kunst, Kultur und Kulinarik, die unser Leben hier vor Ort liefert.

Wie fing alles an?

Marcel: Linah und ich kommen beide aus den Bereichen Vertrieb und Marketing, beziehungsweise Grafik. Wir haben uns über den Job kennengelernt und dann beide schnell gemerkt, dass unsere damalige Arbeit und unser berufliches Umfeld uns im Grunde nicht vollends erfüllen. Uns ging´s gut, wir hatten Sicherheit – aber wir brannten nicht für das, was wir taten. Also haben wir unseren Mut zusammengenommen und mit UNIKAT etwas Neues gestartet. Anfangs war manches sicher etwas improvisierter, auch Neuland. Aber man lernt mit jedem Schritt. Zum Glück waren die Reaktionen von Lesern wie Kunden positiv – und sind es auch geblieben. Das trieb uns weiter an und motiviert uns, UNIKAT mit jeder Ausgabe weiter zu verbessern. 

Warum Print?

Linah: Ich glaube, jeder Grafiker liebt es, nicht an fremde Vorgaben gebunden zu sein. Bei mir wurde der Wunsch jedenfalls immer stärker, wirklich frei etwas Eigenes – auch eine eigene Handschrift in einer Sache – zu kreieren und weiterzuentwickeln. Bei einem Magazin oder Bookazine, wir sind ja schon sehr seitenstark bei UNIKAT, spielt vieles von dem, was ich mag und selbst an guten Katalogen oder Magazinen schätze, mit rein: eine schöne Haptik, wertiges Papier, ein eigenständiges und spannendes Layout. Bei UNIKAT war es mir beispielsweise wichtig, immer bewusster mit viel Weißraum zu arbeiten. Wir wollen ja unseren Lesern auch Raum für Gedanken und Emotionen lassen. Es geht ja schließlich um Entspannung und inhaltliches und optisches Erleben. 

Wir wollen Raum für Emotionen und Gedanken lassen.
Linah Edel, UNIKAT

Was macht Unikat einzigartig?

Linah: Das sollen am besten die Menschen beurteilen, die UNIKAT lesen oder mit uns als Kunden zusammenarbeiten. Was wir versuchen, ist, möglichst alles wirklich selbst mit unserem Team abzudecken. Redaktionell fassen wir den Begriff „Lifestyle“ weiter, recherchieren und beleuchten dabei interessante Themen und Personen, die wir hier in der Region verorten können – aber eben auch überregional von Relevanz sind. Im PR-Bereich entwickeln wir, ähnlich einer Werbeagentur, mit unseren Partnern und Kunden das Storytelling, schreiben selbst und fotografieren auch soweit es geht das allermeiste selbst. 

Marcel: Es geht uns darum, UNIKAT eine Identität zu geben, die man auch als solche erkennt. Das wäre für uns schwierig bei zu vielen unterschiedlichen Optiken oder Stilen. Ich glaube, dass es der Leser quittiert. Wir sind schließlich ein Bookazine mit einem sehr hohen Anteil an redaktionellen Themen im Vergleich zu PR. Unser Verhältnis liegt da bei 70 Prozent zu 30 Prozent; das ist eher branchenunüblich. Für uns steht außerdem im Fokus, dass wir eine optische wie redaktionelle Stringenz erzeugen. Sprich: Wir erarbeiten die Strecken oder Anzeigen gemeinsam mit unseren PR-Kunden, damit hier für den Leser möglichst keine „Brüche“ beim Durchblättern entstehen. 

Linah Edel
Linah Edel

Ein Beispiel?

Marcel: Mit Freisberg Wohnbedarf haben wir kein typisches Interior-Shooting entwickelt, sondern haben stattdessen das gesamte Team mit einem unserer Fotografen über die Mannheimer Mess gejagt. Anstelle eines klassischen Fließtextes gab es nur kurze Sentenzen, vor allem aber emotional starke Bilder im Magazin. Eben einfach mal etwas anderes probieren! In der folgenden Ausgabe beispielsweise haben wir dann das Thema Freisberg & Pfalz in einem fiktiven Duden-Eintrag verpackt. Ich denke, dieser Ansatz öffnet dann auch für kreative Kampagnen, neue Kunden und andere innovative Ideen die Tür.

Wie reagieren andere Medien auf Unikat?

Marcel: Ich glaube, es geht nicht um Konkurrenzdenken. Es braucht auch keine Platzhirsch-Mentalität. Da, glaube ich, sind wir als Gesellschaft mittlerweile weiter. Klar ist, dass jeder in seinem Segment Erfolg haben möchte. Das gilt für den Gastronom wie für uns als Verlag. In der Regel gibt es dafür dann bestimmte Gründe, wenn sich Erfolg einstellt. Aber anstatt sich zu messen oder zu vergleichen, schaut man doch im besten Fall lieber, wie man sich weiter verbessern kann. Es gibt immer Dinge, die man von anderen lernen kann. Das versperrt einem meist weniger den Blick als miteinander zu konkurrieren. Auf Qualität zu setzen und die eigenen Prozesse zu optimieren erscheint mir sinnvoller als neidvoll oder kleptomanisch nach links oder rechts zu schielen. 

Marcel Heinen
Marcel Heinen

WARUM MANNHEIM? 

Linah: Wir sind beide in Worms aufgewachsen, da ist Mannheim nicht wirklich aus der Welt (lacht). Von einer Stadt wie Mannheim aus UNIKAT zu gestalten und von dort aus zu agieren, die uns gleichzeitig als Großstadt auch schon ein Spektrum an Themen und Kunden bietet, erschien uns da nur logisch. Zudem haben wir hier viele Menschen getroffen, mit denen wir netzwerken, ähnliche Interessen teilen und uns auf einer Wellenlänge austauschen können. Wir sind mit unserem Büro im Kreativwirtschaftszentrum C-HUB, haben dort branchenübergreifend tolle Leute – und viel Hilfsbereitschaft im Haus, besonders Community Manager Nico Hoffmeister hat uns von Anfang an sehr unterstützt. Wir sind happy in Mannheim, haben unsere Wohnung hier bezogen, schnell Freunde gefunden. Unser Redaktionsleiter wohnt quasi um die Ecke. Da kann man dann auch mal spontan die Besprechung ins nahe Café verlegen.

Wie waren die letzen Monate für Euch?

Marcel: Ich denke, fast jeder musste mit der veränderten Situation aufgrund der Corona-Pandemie irgendwie umgehen lernen. Wir natürlich auch, unsere freien Redakteure und Fotografen, auch unsere Druckerei. Manche Idee oder Planung musste da leider verschoben werden. Aber wir haben uns schnell im engsten Kreis zusammengesetzt und versucht, uns auf das zu konzentrieren, was positiv gestaltet und weiterentwickelt werden kann. Zum Beispiel haben wir unsere Webseite neu designt, inhaltlich durch einen Mix aus exklusiven Online-Beiträgen und Highlight-Artikeln der letzten Ausgaben attraktiver gemacht. Parallel dazu haben wir mit UNIKAT Circle eine All-in-one-Agentur aufgebaut. Die Idee dazu ergab sich im Grunde aus jenen Arbeitsprozessen, die auch bei UNIKAT Anwendung finden: Foto und Film, Redaktionelles Arbeiten und Texten, PR und Öffentlichkeitsarbeit, aber auch Webdesign und Grafik sowie Markenkommunikation und ganzheitliche Beratung. 

Und wie geht es weiter?

Marcel: Genau damit. Natürlich bleibt UNIKAT mit seinem regionalen Fokus bestehen. Dank der verbesserten Online-Präsenz finden wir aber mittlerweile auch über Print und die Region hinaus eine neue Leserschaft. Das hilft uns zum einen, unseren hohen Anteil an redaktionellen Themen im Magazin aufrechtzuerhalten. Zum anderen aber auch dabei, an dem Ziel weiter zu arbeiten, mittelfristig auch mit einem zusätzlichen Bookazine bundesweit zu erscheinen. Den UNIKAT Circle werden wir weiter ausbauen, damit zu unseren bisherigen Kunden wie Tristan Brandt, Welde, Kurpfalzbräu, Schreinerfarm, NEO oder das 959 Heidelberg noch weitere spannende hinzukommen. Im Grunde geht es uns in allen verschiedenen Bereichen darum, interne Potentiale und Synergien sorgsam zu nutzen und langfristig auszubauen, damit unsere Leser, Kunden – und wir als Team – noch lange an UNIKAT Spaß haben. 

Linah: Wir werden mit dem Magazin auch im Produktdesign und in der Herstellung völlig neue Wege gehen. Das freut uns sehr, denn zu viele Produkte landen nach ihrem Gebrauch heute auf dem Müll, zu viele verwendete Materialien sind chemisch bedenklich. Wir möchten wegkommen von einem negativen ökologischen Fußabdruck. Deshalb werden wir UNIKAT komplett nach dem Cradle-to-Cradle-Prinzip produzieren – als bislang erstes Print-Magazin. Übersetzt bedeutet Cradle to Cradle von der Wiege in die Wiege. Bislang funktioniert die Wirtschaft noch eher nach dem Motto „Cradle to Grave“, also von der Wiege ins Grab. Wir möchten mit UNIKAT zurück zu biologischen Kreisläufen: keine Chemie, Wiederverwendung von Rohstoffen, Einsatz erneuerbarer Energien. Kurzum: kein Müll.

Mehr Infos: www.unikat-magazin.com

Fotos: Marina Terechov