Wo sind die Karrieremänner?

Karrieremann - ein komisches Wort, wenn ich es so vor mich hin lese. Aber warum reden wir eigentlich über Karrierefrauen und nie über Karrieremänner?

Wenn wir nach einer Definition von "Karrierefrau" googeln, finden wir zuerst: "OFT ABWERTEND; Frau, die ohne Rücksicht auf ihr Privatleben, ihre Familie ihren Aufstieg erkämpft [hat]".
Wir müssen es benennen und auch bewerten, wenn eine Frau beruflichen Erfolg hat, oder diesen anstrebt. Für Männer, setzen wir es jedoch voraus.

Erfolgreiche Männer werden als "Unternehmer" und "professionell" wahrgenommen - der negative Beisatz aus dem Duden wird weggelassen. Wir implizieren nicht nur eine Wertung der Prioritätensetzung sondern auch Annahmen über den Karriereweg: Wenn eine Frau aufsteigt, dann nur, wenn sie sich auf eine bestimmte Weise verhält und andere Dinge vernachlässigt. Deshalb fragen wir Frauen häufig, wie sie Familie und Beruf managen, aber viel zu wenig Männer, wie sie es machen. Das verstärkt nicht nur weibliche, sondern auch männliche Rollenbilder und gesellschaftliche Normen. Dr. Ulrike Gießmann-Bindewald schreibt:

"Erst mal müsste man ja definieren: Was ist eine Karriere? Versuch: die erfolgreiche Tätigkeit in einem ausgeübten Beruf, die den Aufstieg in verantwortungsvolle Positionen möglich macht. Dann wäre zu klären, was eine Frau ist. Und solange die Antwort nicht heißt: hilfloses Geschöpf, das vom Mann umsorgt, behütet und auf Händen getragen wird, wäre eine Karrierefrau dann "dasselbe" wie ein Karrieremann. Nämlich ein (zufällig weibliches) Wesen, dass Karriere macht/gemacht hat."
Dr. Ulrike Gießmann-Bindewald

Deswegen ist es so wichtig immer wieder unsere eigene Sprache zu hinterfragen und herauszufordern. Denn wir sollten nicht ignorieren, dass sie strukturelle Probleme sichtbar macht, die nicht einer bestimmten Frau oder einem bestimmten Mann in einem bestimmten Umfeld widerfährt, sondern vielen. miss.at schreibt:

Was also tun? “Karrierefrauen” aus dem Wortschatz streichen und neue, bessere (gesellschaftliche) Spielregeln definieren. Für sich selbst und für andere.

Dieser Beitrag stammt aus einem unserer Newsletter im Februar 2020. Für regelmäßige Inputs, jede Menge Infos und spannende Events rund um die Themen Gründung, GIG7 und Frauen in der Wirtschaft könnt ihr euch HIER für den Newsletter anmelden.