Nachhaltige Innovationen im Praxistest: Akustikpaneele aus Hopfen von HopfON

Wie das Team HopfON im Sustainable Living Lab Mannheim die Akustik von Räumen verbessert und Landwirtschaftsabfall in eine ökologische Lösung verwandelt

Im Sustainable Living Lab Mannheim werden nachhaltige Lösungen von Forschungsgruppen und Startups “in die Praxis katapultiert”.
Prototypen oder erst kürzlich gelaunchte Produkte und Dienstleistungen können mit öffentlichen und privaten Auftraggebern aus dem Raum Mannheim auf den Prüfstand gestellt werden, um unkompliziert zu ermitteln, ob sie ein kleiner Beitrag zu nachhaltigen Städten, allen voran Mannheim sein können. Hierzu müssen sie nicht nur technisch funktionieren, sondern im Zuge einer Life-Cycle-Analyse (LCA) auch eine weit überdurchschnittliche ökologische Bilanz nachweisen. Gelingt dies, verleiht NEXT MANNHEIM ein mit 1.500 Euro dotiertes Impact Zertifikat. 

Team HopfON zu Gast bei NEXT MANNHEIM
Team HopfON zu Gast bei NEXT MANNHEIM

Mit dem Team HopfON, einer Ausgründung der TU München, war in der vergangenen Woche ein Team bei NEXT MANNHEIM zu Gast, das Akustikpaneele auf Basis von Hopfen entwickelt. Durch eine ausgeklügelte Verarbeitung von Hopfen-Derivaten sollen die plattenförmigen Produkte für Wände und Decken die Akustik von Räumen verbessern - und dies fast ausschließlich unter Verwendung eines landwirtschaftlichen Abfallproduktes.

Motiviert wurde das Team durch den enormen CO2 Fußabdruck der Baubranche: Sie verursacht rund 40% der Emissionen, des Abfalls und sogar rund 50% der globalen Energieverbrauchs sowie der natürlichen Rohstoffe unseres Planeten. Die Mehrheit der konventionellen Baustoffe, und das ist ein Grund für die CO2-Bilanz der Baubranche, verursacht bei der Herstellungen viel Emissionen und verbraucht natürliche Ressourcen, ohne dass diese auf Wiederverwendung ausgelegt werden. Die Köpfe hinter HopfON nahmen daher Anfang des Jahres einen Rohstoff in den Blick, der bislang noch nicht systematisch im Bauwesen eingesetzt wird: Hopfen, genau genommen Abfälle der Hopfenernte. Diese machen immerhin rund 80% der gesamten Ernte aus. Zwar wird ein Teil des Abfalls in Biogasanlagen verwertet, aber ein Großteil der Abfälle bleibt ungenutzt.

Durch die Entwicklung von zirkulären Baumaterialien aus den Abfällen der Hopfenernte wollen wir einen Beitrag zu einer lebenswerten Zukunft mit einer nachhaltigeren Bauindustrie leisten.
Team HopfON

Das HopfON-Team macht sich nun die Eigenschaften des Hanfgewächses zunutze, als getrocknete Pflanze eine dämmtechnisch vorteilhafte Struktur auszubilden, die noch verstärkt wird, wenn man sie in spezifische Formen presst. Angebracht an Wände und Decken von Räumen, lassen sich Schallwellen dann optimal brechen und absorbieren. NEXT MANNHEIM hat an diesem Ansatz überzeugt, dass eine gerade in südlichen Regionen des Lande weit verbreitete, nachwachsende Ressource durch eine neue Verwendung Mehrwert stiften kann, und zwar auf Basis einer neuartigen Verarbeitung.

Um die technische Eignung nun erstmals in einem realen Testfeld zu erproben, wird NEXT MANNHEIM das Produkt als sogenannten MVP - ein Minmal Viable Product bzw. ein gerade so marktreifes Produkt - in verschiedenen Räumen an zwei Liegenschaften verbauen und über einen längeren Zeitraum testen. Am 24.07. stellte das Team uns seine bisherigen Prototypen und seinen Innovationsansatz vor und nutzte die Gelegenheit für ein Aufmaß der Einsatzorte. Akustische Messungen während simulierter Meetings bilden die Grundlage für ein akustisches Profil der Räume, anhand dessen die Menge und Positionierung der Akustikpaneele bemessen wird. Unser Team war erstaunt darüber, wie unterschiedlich die Akustikprofile vieler häufig genutzter Meetingräume sind! Nach etwa einer Stunde hatte das Team HopfON genug Datenpunkte und Maße gesammelt, um die Produktion vorzubereiten. In etwa 8 Wochen werden sie bei uns eintreffen und montiert werden - wir sind gespannt!
Dipl.-Ing. Horst Korger, Geschäftsführer der Hopfenpower GmbH, Architektin Marlene Stechl und Bauingenieur Thomas Rojas Sonderegger (v.l.n.r.)
Dipl.-Ing. Horst Korger, Geschäftsführer der Hopfenpower GmbH, Architektin Marlene Stechl und Bauingenieur Thomas Rojas Sonderegger (v.l.n.r.)

HopfON beschäftigt sich mit der Entwicklung von nachhaltigen und kompostierbaren Baumaterialien aus Hopfenabfällen.

Das Team arbeitet an der Herstellung von zirkulären Bau- und Akustikpaneelen sowie Dämmmaterial aus den Überresten der Hopfenernte. Die resultierenden Baumaterialien tragen nicht nur positiv zum Klima bei, sondern stellen auch eine umweltfreundliche Alternative zu herkömmlichen Baustoffen dar. Während der Produktentwicklung stehen Regionalität, Kreislaufwirtschaft und die Erkundung alternativer Herstellungsverfahren im Fokus. Neben ihrer starken Betonung von Design und Ästhetik strebt HopfON danach, Produkte zu schaffen, die nicht nur nachhaltig sind, sondern auch für Endverbraucher ansprechend wirken.

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Daniel
Heltzel

Ansprechpartner Sustainable Living Lab Mannheim