WARUM BRAUCHEN WIR FEMTECH?
Schon von Beginn an wurde der Begriff kritisiert, wobei die Hauptfrage stets lautete: Warum müssen wir diese Produkte als "weiblich" bezeichnen? Schließlich gibt es auch kein "MaleTech". Wenn wir FemTech verwenden, unterstützen wir damit nicht indirekt Vorurteile und implizieren, dass die Hälfte der Bevölkerung eine Unterkategorie mit besonderen Bedürfnissen ist?
Die inhärente Kritik besteht also darin, dass der Begriff dazu beiträgt, dass "männlich" die Konstante, die Norm ist, während die "weiblich" das Andere ist. Er berücksichtigt nicht andere Geschlechteridentifikation, wie z. B. nicht-binär, und könnte die "Pink Tax" erhöhen. Eben diese "Rosa Steuer" bedeutet, dass Produkte für Frauen aufgrund der geschlechtsspezifischen Stereotypisierung im Marketing zu einem höheren Preis verkauft werden.
Warum also brauchen wir den Begriff FemTech und ist seine Verwendung angemessen?
Kurz gesagt: Es wird eine eigene Kategorie benötigt, um zu zeigen, was aktuell vernachlässigt wird. Die Gesundheitsbranche übergeht die Bedürfnisse von Frauen und verpasst wertvolle Forschung und Daten über den weiblichen Körper.
Ein kleines Beispiel hierzu: Frauen im gebärfähigen Alter wurden viele Jahre lang von klinischen Studien für medizinische Behandlungen ausgeschlossen, um das Risiko von Geburtsfehlern zu vermeiden und weil ihre hormonellen Schwankungen "zu kompliziert" waren, um sie zu berücksichtigen.
Weitere Beispiele für Daten-, Forschungs- und Versorgungslücken sind zahlreich, vom geschlechtsspezifischen Schmerzgefälle bis hin zu einem 50 % höheren Risiko, nach einem Herzinfarkt falsch diagnostiziert zu werden - und dennoch sind nur 4 % aller Forschungs- und Entwicklungsarbeiten im Gesundheitswesen speziell auf die Gesundheit von Frauen ausgerichtet.
Ohne eine klare Benennung wird der Gesundheit von Frauen weiterhin keine Priorität eingeräumt, da Frauen in der Vergangenheit und somit systembedingt bisher in keiner Branche eine Priorität darstellten.